Album-Kritik: Sara Jackson-Holman – Cardiology

Sara Jackson-Holmans Einstieg in die nationale Musikszene war unerwartet und märchenhaft. Nichts hatte die damals 20-jährige Studentin, Pianistin und Songschreiberin darauf vorbereitet, dass sie binnen weniger Monate plötzlich den Soundtrack der erfolgreichen ABC-Serie „Castle“ und wenig später sogar den von „Greys Anatomy“ zieren würde. Alles begann mit einem Fan-Kommentar, den Sara der Indie-Band Blind Pilots nach einem Konzert hinterliess. Der Inhaber des Recordlabels der Band klickte rein zufällig auf ihr Myspace-Profil und war von der Stimme der jungen Frau sofort angetan – wenig später sollte sie bereits ihr erstes professionell produziertes Album aufnehmen.

Nun hat Sara Jackson-Holman mit Cardiology bereits ihr zweites Album aufgenommen. Die talentierte Sängerin fügt sich mit ihrer Arbeit mühelos in den Pop-Olymp ein, ohne dabei grosse Wellen zu schlagen – leider! Eine Stimme wie ein wilder Mix aus Amy Winehouse und Adele, eingängige, soulige Melodien, an den richtigen Stellen mit poppigen Elektro-Elementen dekoriert, aber meistens untermalt mit viel Piano, Streichern und Pathos und eine Aura, so zuckersüss und düster zugleich. Die Unterschiedlichkeiten der einzelnen Songs bringen die Facetten ihrer Stimme optimal zur Geltung. Ihrer einnehmenden Präsenz wird viel Raum gelassen und die eingesetzten Instrumente und Beats dekorieren das Ganze unaufdringlich und somit optimal.

Egal ob bei Balladen wie „Come by Fire“, einem elektronisch angehauchtem „Risk it all“ oder R’n’B-Nummern wie „My Biggest Mistake“, Sara Jackson-Holman verleiht jedem Lied einen ganz eigenen Stil und schafft es, trotz allem durch das ganze Album einen roten Faden zu ziehen. Diese anhaltende Spannung wird hauptsächlich durch die herrschende leicht düster angehauchte und melancholische Stimmung erzeugt. Dass Sara ursprünglich aus der Klassik kommt, lässt sie auf sympathische Art und Weise mit einem Sample von Mozarts „Für Elise“ im Song „For Albert“ einfliessen. Cardiology trumpft nicht mit grossen Ausbrüchen auf und hält sich eher dezent. Man erlebt zwar beim Hören durch teilweise eingesetzte Gospelchöre oder sphärische Steigerungen immer wieder Höhepunkte, die sich angenehm durch alle Songs verteilen, aber die ganz grosse Explosion bleibt aus. Trotzdem schleicht sich nie Langeweile ein. Cardiology lebt viel mehr von dem liebevollen Mix an vielen verschiedenen Stilen, die sich im Soul- und R’n’B-Bereich bewegen und von den vielen träumerischen und berührenden Piano-Balladen, die das Seelenleben der Sängerin aufs Silbertablett zu legen scheinen.

Cardiology passt perfekt, um das momentane Winterwetter etwas besser zu ertragen und sich von der gefühlvollen Musik Sara Jackson-Holmans umarmen zu lassen. Und mit ihrem grandiosen Song „Freight Train“, den sie für ihren verstorbenen Grossvater geschrieben hat, schuf die Sängerin eine zeitlose Ballade für die Ewigkeit.

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