Konzert-Kritik: Blaudzun, 10. Oktober 2016 im Bogen F in Zürich

Blaudzun, einer der vielversprechendsten Musikexporte aus den Niederlanden, ist auch ausserhalb der Landesgrenzen schon längst kein Geheimtipp mehr. Und doch war beim Konzert im Bogen F dieses Mal spürbar weniger Publikum anwesend, als bei den letzten paar Schweizer Club-Konzerten. Das mag durchaus daran liegen, dass Blaudzun wirklich oft in der Schweiz anzutreffen sind – vielleicht aber auch daran, dass ihr Musikstil mit dem neuen, gut promoteten Album „Jupiter“ zwar immer noch wuchtig und pompös daherkommt, sich jedoch nur wenig weiterentwickelt hat.

Das 7-köpfige Musikergespann ist mittlerweile perfekt eingespielt, Wechsel hat es in der Band, trotz langjähriger Zusammenarbeit, bisher keine gegeben. Und obwohl gewisse Instrumente entfernt, ersetzt oder hinzugefügt wurden, so war das visuelle und auditive Geschehen auf der Bühne dasselbe wie eh und je. Neu auf Tour mit dabei haben sie ein Bariton-Saxophon, welches natürlich ein ziemlich cooles Extra ist und vielen Songs eine ganz eigene Note verliehen hat.

Die Energie und Magie, welche von der Band bisher ausgegangen ist, blieb jedoch an diesem Abend in Zürich irgendwie aus, was aber auch am eher unhöflichen und durchgehend plaudernden Publikum gelegen haben könnte. Vielleicht haben sich Blaudzun aber mit kürzlichem Album-Release und grosser Europatour auch gerade etwas gar viel aufgehalst. Jedenfalls wirkten die Musiker und vor allem Johannes Sigmond angeschlagen und eine Spur zu routiniert. Denn was man bis jetzt so sehr an Blaudzun schätzte, war dieses raue, neue, überraschende, diese Naturgewalt, die da über die Bühne fegte, ohne dass man recht wusste, wie einem geschah. Sie hatten viele Jahre das Erscheinungsbild eines rohen Diamanten und nun in Zürich hatte es den Anschein, dass da ordentlich dran geschliffen wurde.

Dies fiel erstmaligen Konzertbesuchern wahrscheinlich nicht einmal auf. Was diese vielleicht eher gestört haben könnte, war die überraschende Dominanz der neuen Songs von „Jupiter„. Denn trotz des rockig-punkigen Einschlags und ähnlichem Stil wie bei Vorgängeralben kam das neue Material nicht so gut an, wie die älteren Songs. So kam es auch während des Konzertes immer wieder zu Stimmungsabfällen und der Spannungsbogen bröckelte spürbar.

Sigmond liess es sich auch nicht nehmen, seinen Song „Wolf’s Behind The Glass“ an der Ukulele alleine und ohne Verstärkung zu präsentieren, wie er das bisher an den letzten Schweizer Konzerten immer getan hat. Und das trotz Verletzung am Finger und kurzem Vergessen des Textes. Mit der Kombination seines betörenden Falsetts und den beruhigenden Klängen der Ukulele kam damit endlich einmal eine Verschnaufpause und somit eine ruhige und angenehme Stimmung in den Raum. Leider fühlte sich eine Gruppe im hinteren Bereich des Clubs dazu berufen, primitiv und störend dazwischen zu plappern und mit Flaschen und Gläsern zu klirren.

Zusammenfassend könnte man also sagen, es war ein sehr solides und vor allem unterhaltsames Konzert, jedoch ohne Überraschungseffekt und ohne diese beeindruckende Leidenschaft, die man von Blaudzun so gewöhnt war. Ihr neustes Album „Jupiter“ ist übrigens Teil 1 einer Album-Trilogie. Diese will Sigmond nun auf Tour weiterentwickeln und in Bälde Teil 2 veröffentlichen.

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