Konzert-Kritik: Charlie Winston, 1. Mai im Kaufleuten Festsaal in Zürich

Wohl kein anderer auf der Welt könnte einen derart bunten Samt-Anzug anziehen und immer noch so unverschämt gut aussehen wie Charlie Winston. Der Engländer hat Stil und Coolness verinnerlicht und lebt diese Perfektion und Eleganz in seiner Musik ebenso aus, ohne dabei seine kindliche und verspielte Kreativität und seinen unbändigen Tatendrang zu verlieren.

Das Set begann der britische Singer/Songwriter mit „Too Long“, ein ruhiges aber sehr intensives Stück seines neusten Albums Curio City. Die Songs dieses Albums sollten dann auch den Grossteil des Sets ausmachen, was sich aber als gelungener Glücksgriff erwies. Entgegen aller Erwartungen wartete Charlie mit seinen grössten Hits bis zum Schluss des Konzertes, ohne damit aber im Vorfeld an Stimmung und grandiosen musikalischen Überraschungen einzubüssen.

Noch selten zeigte sich Charlie Winston bisher so selbstsicher und kreativ wie an diesem Abend. Einige Songs wurden mit neuartigen Intros oder speziellen Zwischenteilen aufgewertet. Die letzte Zugabe, sein Hit „Kick The Bucket“, der vom Publikum bereits sehnlichst erwartet wurde, wandelte er in einen völlig neuen, südamerikanisch angehauchten Song um, der aber nicht weniger begeisterte, als es das Original getan hätte. Und auch dieses Mal zeiget sich Winston publikumsnah, performte „In Your Hands“ sogar mitten im Publikum. Etwas weniger gesprächig als sonst war er, was aber nicht erstaunte: seine momentane Tour ist von überwältigendem Ausmass und mit sehr straffem Programm, ohne viele Pausentage dazwischen. Trotz dieser Belastung gaben er und seine Band wirklich alles. Das Zusammenspiel der Band ist mittlerweile genau so herangereift wie das Songwriting des Briten. Der volle, satt sitzende und präzise Sound klang erwachsener und detailreicher als in früheren Konzerten, was vielleicht auch an der neuen Stilrichtung (eher Richtung R’n’B und Blues) liegt, welche Charlie Winston auf seinem neuen Album eingeschlagen hatte.

Winston und seine Band hatten die Gunst des Publikums in kürzester Zeit auf ihrer Seite. Es wurde fleissig mitgeklatscht, mitgetanzt und vor allem mitgesungen. Wohl selten hat man ein dermassen singfreudiges Publikum erlebt und wohl selten hat man einen dermassen überzeugenden Charlie Winston in seiner absoluten Topform gesehen. Bitte mehr davon!

Und weil’s so schön war, die neue Version von „Kick the Bucket“: