Konzert-Kritik: Dan Mangan & The Blacksmith, 11. April 2015 im Mascotte in Zürich

Stirnrunzelnd und mit einer guten Portion Skepsis wurde die Veränderung von Dan Mangan im letzten Jahr beobachtet. Nicht nur änderte er seinen Bandnamen in Dan Mangan & The Blacksmith, um seine Bandmitglieder gleichwertig erscheinen zu lassen, er servierte seinen Fans mit dem neuen Album Club Meds auch einen völlig neuen Musikstil, den es erst einmal zu verdauen galt. Und warum auch immer Dan diese Veränderung in seiner Musik vorgenommen hatte, es war passiert und er riskierte damit, viele seiner eingefleischten Fans vor den Kopf zu stossen.

So war man dann auch noch gespannter auf das Konzert der Kanadier im Mascotte, als man es ohnehin schon gewesen wäre. Denn Dan Mangan war bis anhin ein Garant für grandiose und emotionale Live-Konzerte. Ob er es dieses Mal auch wieder schaffen würde, die Menge zu begeistern?

Menge wäre zwar dieses Mal übertrieben gewesen. Viel zu wenig Leute waren anwesend, eigentlich hätte das Mascotte ausverkauft sein sollen. Eigentlich ist es eine Schande, dass solche fantastischen Bands noch viel zu wenig Ansehen in Europa geniessen. Denn auch an diesem Abend zeigte Dan Mangan mit seinen Jungs von The Blacksmith einmal mehr, dass absolute Perfektion auf der Bühne möglich ist, ohne an Leidenschaft und Sympathie zu verlieren. Er zeigte, dass seine musikalischen Veränderungen positiv überraschen können, obwohl man im Vorfeld zurecht skeptisch war.

Der höhere Stellenwert, den die Band nun im Namen von Dan Mangan hat, zeigte sich auch auf der Bühne. Sie rockte, was das  Zeug hielt und schien losgelassen wie eine wilde Bestie, tobte quasi über die Bühne, als wollte sie das Mascotte in Schutt und Asche schmettern. Der Sound war live noch viel satter und präziser, als je zuvor, und diese Steigerung hätte man fast nicht für möglich gehalten. Und irgendwo hinter dieser mächtigen Wand von Band stand: Dan Mangan. Manchmal hatte man fast das Gefühl, die Stimme und Dan als Frontmann gingen etwas unter. Wahrscheinlich war es aber einfach eine viel homogenere Erscheinung als bei den früheren Konzerten, in denen ganz klar Dan im Vordergrund des Geschehens stand. Der Sänger wirkte am Konzert hochkonzentriert. Er agierte neben der Gitarre an Synthies und Effektgeräten und manchmal schien es, als wäre er vor lauter Konzentration und Effekten auch etwas abwesend. Das fiel aber nicht zu sehr auf, denn die Band genoss ihre neue Position in vollen Zügen. Es war eine Freude, die Musiker derart losgelöst agieren zu sehen.

Gerade der Schlagzeuger Kenton Loewon ist hier besonders hervorzuheben. Die neuen, jazzigen Einflüsse auf dem neustem Album der Band schienen ihm wie angegossen zu passen. Er zeigte eine so enorme Kreativität und Spielfreude, dass man es kaum fassen konnte. Auch seine kurze Soloeinlage am Schlagzeug war schlichtweg atemberaubend und machte Lust auf mehr.

Im Vordergrund des Sets stand ganz klar das neue Album Club Meds. Die Songs entwickelten live eine beinahe erschlagende Wucht und gewannen massiv an Charakter, der auf den Aufnahmen leider etwas zu kurz kommt. Vor allem der letzte Track des Albums, „New Skies“, der auf dem Album eher unscheinbar und gemütlich vor sich hinplätschert, war eines der Glanzstücke vom Konzert und von wahnsinniger Intensität. Zwischendruch streute Dan gekonnt ältere Songs ein, die sich scheinbar mühelos in die neueren Sachen einfügten. Als Zugabe gab es dann als kleines Geschenk an die eingefleischten Fans und Dan performte alleine an der Gitarre einen seiner alten Hits „Basket“ und bewies, dass er noch nicht gänzlich von seinem alten Dasein als kauziger, bärtiger Singer/Songwriter losgekommen ist. Umso überraschender war dann die letzte Zugabe, nämlich eine abgewandelte Version vom Song „Sold“, welche mit jazzigem Blues-Stil zwar prima funktionierte, aber irgendwie auch irritierte. Trotzdem sang das Publikum dankbar mit, als es dazu aufgefordert wurde. Und obwohl Dan auf seinen Überhit „Robots“ zum Schluss verzichtete, war es ein rundum gelungenes Konzert und dieses hätte noch lange weitergehen können. Trotz Spieldauer von gut 1.5 Stunden kam es einem nämlich viel, viel, viel zu kurz vor.

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