Konzert-Kritik: Death Cab For Cutie, 17. Juni 2015 im X-Tra Zürich

Death Cab For Cutie gehören zu den ganz grossen Sternen am Indie-Himmel. Seit Ihrer Gründung 1997 feierten sie viele grosse Erfolge, heimsten unzählige Preise ein, wurden von Kritikern und Fans vergöttert, prägten diverse amerikanische TV-Serien mit ihren Songs im Soundtrack massgeblich mit und bescherten der Welt einige tolle Alben, die in Jahres-Best-of-Listen von namhaften Musikzeitschriften nie fehlen durften.

Trotzdem ist der Hype um die Band von der Westküste Amerikas unterdessen stark abgeflacht. Ihre ganz grosse Zeit hatten sie in den frühen 2000er-Jahren und die ist definitiv vorbei – das nahm man auch am Konzert im X-Tra in Zürich deutlich wahr. Der Club war zwar gut besucht, aber nur relativ locker gefüllt. Ein Glück für die eingefleischten Fans, die dadurch ungestört das Konzert ihrer Lieblinge in den vorderen Reihen des Clubs geniessen konnten.

Dass Death Cab For Cutie ihre grössten Erfolge hinter sich haben, hat man jedoch der Band selber ganz und gar nicht angemerkt. Ben Gibbard und seine Jungs lieferten eine fantastische Best-of-Show ab, die vom ersten Ton an perfekt sass und bis zur letzten Zugabe nie an Spannung und Qualität einbüssen musste. Die Befürchtung, dass nur Songs vom neuen Album Kintsugi gespielt werden würden, um diese zu promoten, wurde durch unzählige alte Hits in Grund und Boden gestampft. Nur vereinzelt streute Gibbard neues Material ein, doch auch die neuen Lieder funktionierten live wunderbar. Man spürte, dass die Band wohl einiges wiedergutzumachen hatte, nachdem sie so viele Jahre nicht in der Schweiz gespielt hatten.

Etwas distanziert wirkten die Jungs zwar das ganze Set hindurch und Frontmann Ben Gibbard zeigte sich ein wenig wortkarg. Erst gegen Ende des Konzerts, als er alleine an der Gitarre „I will follow you into the dark“ performte (was übrigens neben dem atemberaubenden „Transatlanticism“ einer der absoluten Höhepunkte des Abends war), erzählte er von seinen Erfahrungen mit Selfie-Sticks und das man diese Unart doch tunlichst sein lassen sollte.

Musikalisch merkte man ihnen ihre jahrelange Live-Erfahrung an. Das Zusammenspiel war äusserst präzise, das Schlagzeug satt und kräftig abgemischt, die Band agierte als massive Einheit und der Sound drang mit Wucht und Energie aus den Boxen. Ausserdem spielten sie live viel rockiger als auf den Studio-Alben, was ihre ohnehin schon mächtigen Indie-Hymnen zu beeindruckenden Kunstwerken formte. So kamen die Fans nach jahrelanger Wartezeit wirklich völlig auf ihre Kosten und es war ein wunderbares Gefühl, mal wieder so richtig in der Teenie-Zeit zu schwelgen und sich an die guten alten Zeiten zu erinnern.

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