Konzert-Kritik: Get Well Soon, 12. März 2016 im Stall 6 in Zürich

Es war schon sehr spät, als die Musiker von Get Well Soon die kleine, langgezogene Bühne betraten. Ein kalter unfreundlicher Samstag Abend in Zürich – die beste Gelegenheit also, sich im warmen Stall 6 mit wunderbarer Musik einhüllen zu lassen. Und es wurde einem wirklich warm ums Herz, schon vom ersten Ton an, welcher das Herzstück des neuen Albums einläutete: It’s Love. Was danach folgte, war eine Reise quer durch das Schaffenswerk von Frontmann Konstantin Gropper, inklusive einem kleinen Ausflug mit dem Cover „Careless Whisper“ von George Michael gegen Ende des Sets. Eingefleischte Fans waren vor allem entzückt, dass kaum ein älterer Hit ausgelassen wurde.

Man muss vorneweg sagen: Get Well Soon gaben ein fantastisches Konzert, wenn nicht sogar ein perfektes Konzert. Der Sound war gut abgemischt, was natürlich half, aber auch die Musiker rund um Gropper sowie er selbst am Gesang haben eine unglaubliche musikalische Leistung hingelegt. Der Schlagzeuger fiel dabei vor allem ins Gewicht. Wie eine unermüdliche, hochpräzise Maschine fegte er die komplexesten Rhythmen dahin und agierte an diesem Abend als Zugpferd und fester Anker der Band. Verena Gropper, Schwester des Frontmanns und Violonistin und Sängerin war genau so ein Highlight. Mit ihrer klassisch ausgebildeten Stimme setzte sie an den richtigen Stellen stets die passenden Akzente und brachte manches genüsslich dahinplätschernde Lied zum Strahlen.

Die Zurückhaltung und Skepsis des Publikums war aber dennoch deutlich spürbar. Vielleicht lag es daran, dass Get Well Soon in der Schweiz noch nicht all zu bekannt sind, aber doch einige neugierige Leute anziehen, schliesslich war das Konzert ausverkauft. Aber man muss auch erwähnen, dass die Musik von Get Well Soon nicht in einer üblichen Form daherkommt und eher schwer zugänglich ist. Die Lieder sind nach keinem gebräuchlichen Schema komponiert. Gropper orientiert sich gerne an Elementen aus der Klassik und fügt diese geschickt in seine anonsten eher poppige Indie-Musik ein. Losgelöst von gängigen Mustern entstehen so sehr spezielle Songs, die nicht unbedingt gerade aufs erste Hören hin ihre wahre Pracht verraten, sondern Zeit brauchen. So war es für die Band auch schwierig, die Zürcher an diesem einen Abend ganz für sich zu gewinnen, so schien es zumindest. Nichts desto trotz lieferten sie eine grandiose, hochstehende und bereichernde Show ab, die in bester Erinnerung bleiben wird.

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