Konzert-Review Cold War Kids,
27. April 2013

Einmal mehr war das Plaza in Zürich an diesem Abend restlos ausverkauft. Die allseits gehypten Cold War Kids gaben sich nämlich für ein exklusives Schweizer Konzert die Ehre und brachten als Support die Kalifornier von Milo Greene mit.

Obwohl die Mehrheit des Publikums diese Tatsache wahrscheinlich nicht wahrgenommen hatte – denn die meisten Anwesenden waren wohl sehr begeisterte Cold War Kids-Fans: Die Vorband Milo Greene vermochte an diesem Abend im Plaza viel mehr zu überzeugen als die Hauptband. Aber dazu später mehr.

Der Konzertraum füllte sich sehr schnell, als Milo Greene kurz nach acht Uhr auf die Bühne traten. Trotz vieler Gespräche im Publikum legte die Band motiviert und zügig los. Zu viert wechselten sie sich stets am Hauptgesang ab, oft begleitet vom Chorgesang der Bandkollegen. Schon alleine das schaffte eine gute Spannung während des Konzertes. Jeder der drei Sänger und auch die Sängerin hatten ihren ganz eigenen Stil, jeder auf seine Weise eine ganz spezielle Stimme und durch diese Abwechslung verlieh das auch jedem Song eine differenzierte Note.
Der Sound war druckvoll (auch dank dem immerzu perfekt abgemischten Sound im Plaza) und die sorgfältig verteilten Steigerungsverläufe und Tempiwechsel erzeugten eine gute Stimmung. Auch das Cover von Sufjan Stevens Hit „Chicago“ war geschickt im Set platziert und bald wippte das Publikum dankbar und enthusiastisch mit.

Es war äusserst interessant Milo Greene auf der Bühne zu beobachten. Man erlebt es selten, dass jeder Musiker in einer Band zum Zug kommt und jedem einzelnen genug Raum gelassen wird, sich zu entfalten. Bei dieser jungen Band scheint das kein Problem zu sein – jeder steht einmal im Vordergrund und kann beweisen, was in ihm (oder ihr) steckt. Das ist wunderschön und erfreulich anzusehen und obendrein unheimlich spannend.

Milo Greene haben seit dem Sommer 2012 ein Album draussen. Sie werden noch viel davon profitieren, dass sie mit den Cold War Kids auf Tour sind, denn sie hinterlassen einen bleibenden und durchwegs positiven Eindruck. Eine junge Band, die es auf jeden Fall noch zu was bringen wird! Das Publikum würdigte Milo Greene dann leider nur mit einem relativ kurzen End-Applaus und wartete sehnsüchtig auf die Cold War Kids.

Die ersten Minuten dieser vielerorts hochgelobten Band liessen dann auch auf einiges hoffen. Laut und wuchtig gings los, die Musik stürmte nur so davon – was nun nach wenigen Takten aber plötzlich beinahe störend dazwischenfunkte war die Stimme des Sängers Nathan Willett. Seine spezielle, hohe und krächzende Art zu singen entwickelte sich live über die Verstärkung des Mikrofons zu einem gepressten Quietschen. Was auf den Studioaufnahmen und aus den Lautsprechern zu Hause noch cool und abwechslungsreich wirkte, wurde live zu einem irgendwie nervigen Störfaktor.
Eine etwas missliche Lage, denn die Musiker und die Soundqualität waren ausgezeichnet und die Band überzeugte mit perfektem Zusammenspiel und einer grossartigen musikalischen Leistung. Das Cold War Kids praktisch eine Hit-Maschine ist, davon konnte man sich an diesem Abend wieder eindeutig überzeugen lassen und auch die neuen Songs von ihrem kürzlich veröffentlichten Album Dear Miss Lonelyhearts kommen live wunderbar rüber.

Das Publikum schien der etwas unpassende Gesang nicht gross zu stören, kein Wunder: es sang bei jedem Hit lautstark mit und übertönte Willett um mehrere Dezibel. Auch wenn die Band zu ihrer vollen Wucht ansetzte, war von ihm nicht mehr viel zu hören. Wenn man also nicht ganz so geblendet vom Fan-Sein war, dann hinterliess diese Situation an diesem Abend leider einen etwas bitteren Beigeschmack.

Nichts desto trotz, war es ein durchwegs unterhaltsamer und musikalisch hochstehender Konzertgenuss. Vor allem der Vorband wegen! Milo Greene – diesen Namen sollte man sich merken.

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