Konzert-Review M83

Die ganze Vorgeschichte vom M83 Konzert des vergangenen Dienstags war schon ziemlich absurd: Entweder wurde man per Facebook bereits morgens oder später per E-Mail darauf aufmerksam gemacht, dass der Sänger von M83 grosser Fussball-Fan und vor allem Frankreich-Fan ist und sich das Spiel am Abend ansehen würde. Es wurde um Verständnis gebeten, dass das Konzert darum um 2 Stunden verschoben wird und frühestens (!) um 22 Uhr beginnen würde.

Die Reaktionen auf Facebook waren dann ziemlich amüsant zu lesen, das Unverständnis gross, und diverse Leute wollten sogar ihre bereits gekauften Tickets wieder verkaufen, vor allem jene, die mit ÖV anreisen wollten. Zugegeben, auch ich ärgerte mich über diese Neuigkeiten im Vorfeld ziemlich. Da zahlt man (nicht wenig) Geld, um eine Band zu sehen, die gerade dabei ist, berühmt zu werden und dann kommen sie schon mit solchen Allüren daher. Schliesslich ist das ja ihr Job, auf der Bühne zu stehen. Ich kann schliesslich  auch nicht einfach nach Lust und Laune später zur Arbeit kommen, weil gerade irgendwas spannendes im TV lief.

Wie dem auch sei, die Stimmung war ziemlich eigenartig, als wir den Komplex 457 in Zürich betraten. Es war praktisch noch niemand da, bloss auf der Dachterasse tummelten sich einige mit Bierchen und Zigaretten. Noch weniger befanden sich im extra eingerichteten Public-Viewing-Raum, denn das Spiel war ziemlich unspektakulär. Dazu kam, dass irgendjemand zwei Scheinwerfer links und rechts von der Leinwand direkt aufs Publikum gerichtet installiert hat, was die Sicht auf das Ganze extrem erschwerte – und es war tonlos. Weder kam Ton aus den Boxen vom Spiel noch wurde irgendwelche Musik gespielt. Es war einfach still in dem Raum. Von lustiger Fussballstimmung konnte man nur träumen.

Das Konzert begann dann schliesslich um 22.40 Uhr (!) endlich mit einer eigenwilligen Ein-Mann-Theater-Einlage zu sphärischem Schummern. Das sah eigentlich sehr vielversprechend aus, diese verkleidete Figur verschwand dann aber und tauchte auch nicht mehr auf (oder war es einer der Band? Konnte das nicht erkennen, da sich just in dem Moment ein Riese vor mir platzierte 🙂 Fand es jedenfalls schade, dass das nicht mehr ausgeführt wurde, hätte irgendwie noch zu der Musik gepasst, so ein bisschen Theatralik.

Wortlos ging es nun von einem Song zum nächsten. Der Sound war für Komplex-Verhältnisse sehr gut abgemischt, die Bässe wummerten ordentlich und die einzelnen Instrumente und Effekte waren prima rauszuhören (einzig das Saxophon hätte man in den Soli etwas hochschrauben können, das ging leider etwas unter und das ist eine Schande, denn der Saxophonist hat eine grandiose Leistung hingelegt!).

Die Band schaffte es trotz nur sehr kargen Ansagen und einigen euphorischen „Zuuuuuriiiiich“-Schreien des wortkargen Sängers dem Publikum recht gut einzuheizen. Jedenfalls tanzten am Schluss praktisch alle – was mich persönlich etwas erstaunte, denn ich war ehrlich gesagt immer noch beleidigt von dem ganzen Fussball-Trara und wollte diese Beleidung auch irgendwie demonstrieren. Trotzdem ist ihre Musik ein stampfendes Zugpferd, das durch Mark und Bein geht und einen kaum stillstehen lässt. Das muss man ihnen lassen, es ist die absolute Party- und Tanzmusik. Die Lieder sind eingängig, funktionieren live absolut gut. Die Band wirkt auf der Bühne vertraut und stimmig, die heisse Keyboarderin spielt auf ihrem Instrument als hätte sie einen Männerkörper unter ihren Händen (es sah aus, als würde sie mit ihren langen Haaren das arme Keyboard vergewaltigen).

Nichts desto trotz war es ein absolut solides Konzert, die musikalische Leistung gut, die Lichtshow der Hammer. Und doch blieb da in mir immer dieses fade Grundgefühl. Richtig gepackt hat es mich erst beim Zugabeblock (der bereits nach kurzen 50 Minuten einsetzte). Der Hauptblock war meiner Meinung nach etwas eintönig und die meisten Songs waren ähnlich aufgebaut (zuerst ein sphärischer Einstieg, der sich pulsierend steigerte, danach eine kurze Pause und wieder ein sphärischer Zwischenteil um zum Schluss in absolute Ekstase auszubrechen). Die Zugabe-Songs jedoch waren anders, düsterer, langsamer, zeigten andere Beats und Facetten und weckten mein Interesse sofort. Davon hätte ich mir mehr gewünscht! Alles in allem war es ein gutes und stimmiges Konzert, leider aber mit einer etwas ernüchternden Vorgeschichte.

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