Konzert-Review Moneybrother

Moneybrother, das ist geballte Ladung Energie. Mehr Worte braucht man eigentlich gar nicht, um seine Musik oder seine Konzerte zu beschreiben. Wer ihn einmal erlebt hat, der weiss, was wirkliche Leidenschaft heisst und was es bedeutet, Spass daran zu haben, auf der Bühne zu stehen und die geilste Musik der Welt zu machen. Da wird man von einer donnernden Musikwelle ins Nirvana getragen, so kommt es einem vor. Der kleine, hagere Schwede Anders Wendin versteht es, starke Gefühle wie Liebe, Sehnsucht, Melancholie, Lebensfreude, Spass und Witz in euphorische, manchmal ansteckend optimistische und manchmal abgrundtief traurige Songs zu verpacken – stets dekoriert mit seinem unglaublich hinreissenden Charme, seiner  scheinbar magischen, eindrucksvollen Bühnenpräsenz und einer handvoll verdammt, verdammt, verdammt talentierter Musiker. Zu erwähnen ist hier die Gitarristin (übrigens Frontfrau der Support-Band „Woodlands“), die mit ihrem Look direkt aus einem Tarantion-Streifen zu entspringen scheint und mit ihrer kühlen und doch äusserst liebevoll schrulligen Art (ja, sie lächelt auch manchmal ganz herzig ins Publikum) einen wunderbaren Gegenpol zum gefühlsmässig überschäumenden Anders bildet (Zitat Anders nach ungefähr 3 Songs: „I’m not joking guys – I’m really fucking happy!“). Rechts wird dieser von einem ziemlich wahnsinnigen Posaunisten namens Victor flankiert, der mit seinen theatralischen Gesangs-, Tanz- und Spieleinlagen gerade so gut als Solo-Komiker auftreten könnte – jedenfalls unterhält schon dieser allein das Publikum bestens und sorgt während des Konzertes für viele Lacher. Den ehemaligen Saxophonisten hat die Band kurzerhand ans Schlagzeug versetzt – auch keine schlechte Wahl! Der schafft mit seinem unglaublich präzisen und innovativen Spiel eine perfekte Basis auf der sich die restlichen Musiker wunderbar austoben können.

Von jedem Album war an diesem Abend im Postbahnhof etwas dabei. Sogar Moneybrothers Ur-Fans kamen auf ihre Kosten, da von Blood Panic (Moneybrothers fantastischem Erstlingswerk) auch einige Songs performt wurden. Die Mischung gelang der Band perfekt. Es fehlte weder an ekstatischen Tanznummern noch an melancholischen, träumerischen Songs – und all das nie, ohne die tolle Stimmung abflachen zu lassen. Die langsameren Songs performte die Band mit einer solchen Hingabe, dass einem das Herz zu zerspringen drohte – wie etwa beim ganz leidenschaftlich vorgetragenen Duett (im Original mit Ane Brun, live mit der entzückenden Gitarristin) „It might as well be now“ oder bei der Zugabe mit seinem grössten Herzschmerz-Hit „It’s been hurting all the way with you, Joanna“.

Wer an diesem Abend den Konzertsaal nicht mit dem breitesten Grinsen seines Lebens verlassen hat, der war entweder absolut gefühllos oder schon tot.

Moneybrother befindet sich momentan auf einem absoluten Höhenflug, und das sieht man ihm an. Braungebrannt, strahlend, energiegeladen wie kaum zuvor – woher das kommt? Nach mehreren sehr erfolgreichen Alben ging der Schwede zuerst etwas eigene Wege. Er brachte unter anderem ein ausschliesslich schwedisch-sprachiges Album heraus (Pengabrorsan), welches in Europa kaum erhältlich war. Danach machte er mit seiner Band längere Zeit eine Pause, arbeitete solo und mit schwedischen Sängerinnen zusammen und zog sich gänzlich in sein Heimatland zurück. Eine lange Zeit, in der man Moneybrother schrecklich vermisste, doch das lange Warten hat sich gelohnt! Red Bull als Sponsor schickte Anders in die grosse weite Welt hinaus und liess ihn in fremder Musik schnuppern, neue tolle Musiker kennenlernen, und ein Werk aufnehmen, das für die lange Wartezeit absolut entschädigt: This is where life is. Interessant: Für seine darauffolgende grosse Welttournee hat er zwei Bands engagiert, eine für die USA und eine für Europa. Der Grund dafür waren ganz einfach fehlende Finanzen, um jeweils die ganze Band einfliegen zu lassen. Wer ein ausführliches Interview mit ganz tollen Background-Infos zu seinem neuen Album und der Tour erfahren will, der soll doch ganz einfach in seinen Auftritt bei TV-Noir reinschauen, da erzählt er nämlich sehr interessante Fakten über den ganzen Prozess.

Jedenfalls war das Konzert ein Musikgenuss der Superlative und schafft es damit locker an die Spitze meiner Top-Konzerte des Jahres 2012!

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