Konzert-Review: Robbie Williams,
16. August 2013

Was für ein fulminanter Start: Robbie Williams betritt die Bühne nicht wie normale Künstler. Nein, er bevorzugt es, aus der Spitze eines riesigen Konterfeis seiner selbst zu erscheinen, um dann mit ordentlich Schwung an einem Seil auf die Bühnenplattform herunter zu sausen – Selbstinszierung par Excellence! Danach lässt er sich erst einmal so richtig vom Publikum feiern und zelebriert seinen Narzissmus. Diesen lebt Williams jedoch mit einer so grossen Portion Selbstironie aus, dass man den Engländer von der ersten Sekunde an trotzdem einfach anhimmeln und bejubeln muss. Mit diesem unwiederstehlichem Robbie-Charme, einer krachenden und farbenfrohen Show wie aus dem Bilderbuch, einer Band, die richtig, richtig rockt (inklusive gewaltigem Bläser-Ensemble!) und einem heissen Sängerinnen-Trio kann sowieso gar nichts schief gehen!

Stadionshows laufen meistens Gefahr, zu einer all zu dick aufgetragenen Farce zu werden. Bei Robbie im restlos ausverkauften Letzigrund Stadion stimmt aber vom Anfang bis zum Schluss wirklich alles, sogar das Wetter. Trotz atemberaubender Show mit tollen Lichteffekten, genialen Visualisierungen mit der Robbie-Büste am Bühnenhintergrund, lustigen Tanzeinlagen der Band, aufsteigenden Ballons und sogar einem Feuerwerk am Ende des Konzertes: Williams verkörpert dieses Pompöse mit einer derart dreisten Lockerheit, dass man sich einfach hinreissen lässt von diesem Trubel.


Bildquelle: www.robbiewilliams.com

Robbie ist sich auch für Fankontakt nicht zu schade. Zuerst holt er eine junge Frau auf die Bühne, mit der er hemmungslos freche Spässe treibt. Später witzelt er dann auch noch mit einem kleinen Mädchen herum, dass zum glänzenden Feuerwerk-Finale mit seiner Mutter auf die Bühne darf und das ganze Spektakel hautnah erleben kann. Ein Star zum Anfassen, den man ohne zu Zögern ins Herz schliesst.

Kaum ein Hit fehlte im Set. Die alten Songs, die spürbar besser ankamen im Publikum, dominierten. Ab und zu streute Robbie neuere Lieder ins Set und nur mit viel Geschick und charmanten Geschichten zwischendurch (zum Beispiel mit Anspielungen auf den aktuellen Täschligate) gelang es ihm, die Stimmung nicht abflachen zu lassen. Jedoch schaffte er immer wieder den Rank und begeisterte erneut. Zum Erstaunen vieler Anwesender haute er seinen allergrössten Hit „Let Me Entertain You“ als allerersten Song heraus. Zuerst dachte man, dass das ein Fehler hätte sein können, es erwies sich jedoch als Geniestreich. Robbie hatte dadurch vom ersten Ton an vollste Aufmerksamkeit und ein bis ans Limit angeheiztes und williges Publikum vor sich! Da alles Darauffolgende an Klasse, Qualität und Unterhaltung problemlos mithalten konnte, war das überhaupt kein Problem.

Dass Robbie Williams mittlerweile nicht mehr der ganz so durchgeknallte und problembehaftete Junggeselle ist, merkte man auf der Bühne kaum, ausser dass er ein paar Kilo mehr auf den Rippen hat, was wohl unter anderem auch das Papa-sein bewirkte. Er strotzte vor Energie, Spielfreude und Schalk und bescherte dem Publikum die wohl kurzweiligsten zwei Konzert-Stunden seit langem. Gesanglich hat er sich merklich gesteigert seit seinen musikalischen Anfängen. Immer wieder überraschte er mit einer faszinierenden Stimmgewalt und einer betörenden Klarheit in den hohen Lagen. Ganz bezaubernd und berührend war das Akustik-Set, dass er in der Mitte des Konzertes einfliessen liess. Hier merkte man deutlich, dass Williams nicht nur eine grosse Show bieten kann, sondern auch im Stillen überzeugende Entertainerqualitäten mitbringt.

Passend zu diesem Feuerwerk an Musik und Emotionen gab’s dann nach den drei ersehnten Zugaben „Feel“, „She’s the One“ und „Angels“ noch ein richtiges Feuerwerk zum Bestaunen. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt gab es wohl kaum jemanden mehr im Publikum, der nicht auch eine Träne verdrücken musste – Sei es auch nur aus Nostalgie gewesen.

Hier ein Video des Konzertbeginns aus Manchester:

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