Konzert-Review Sarah Blasko,
23. April 2013

Gegen 8 Uhr haben sich bereits mehr Leute im Papiersaal in Zürich eingefunden, als man erwartet hätte. Sarah Blasko gilt in der Schweizer Musikszene nach wie vor als Geheimtipp und hat bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad, den sie verdient hätte.

Nachdem die Vorband für diesen Abend gestrichen wurde, trat die Hauptband gemeinsam mit Sarah bereits um halb neun auf die Bühne. Es wurde sogleich andächtig still im Saal und als Sarah zum ersten Ton ansetzte, wurde man von einem wohligen Schauer erfüllt – Mein Gott, diese Stimme! Die Blicke klebten an Sarahs Lippen, jeder Ton, jedes Wort wurde vom Publikum scheinbar aufgesogen. Ohne viele Worte zu verlieren folgte ein Song dem anderen, langsame Nummern und schnellere wechselten sich in angenehmer Harmonie ab. Die Band brach zu den richtigen Zeitpunkten aus und sammelte sich auch wieder rechtzeitig zu stillen Momente, um Sarahs wundervoller Stimme mit diesem rauchigen, atemberaubenden Timbre genug Raum zu lassen. Hier ein grosses Lob an den Pianisten, der an diesem Abend in Zürich eine Glanzleistung hinlegte und dessen virtuosem Spiel viel zu wenig Achtung geschenkt wurde.

Sarah schien vollkommen in ihrer Musik aufzugehen und performte jeden einzelnen Song auf ganz spezielle Art und Weise. Zu jedem schien sie auch ihren ganz eigenen Tanz entwickelt zu haben. Mal hüpfte sie wild auf der Bühne umher, stampfte, mal wogte sie die Arme wild hin und her, sank zum Rhythmus der Musik in sich zusammen um gleich darauf wieder energisch umher zu trampeln. Obwohl ihr Getanze zeitweise wirkte wie ein Eurythmie-Schauspiel, tat sie das mit einer solch betörenden und erfrischenden Ernsthaftigkeit, dass es nicht zum Störfaktor wurde, sondern, ganz im Gegenteil, einiges an Spannung zu der Show beitrug.

Die erste Hälfte der Show widmete sie sich hauptsächlich ihrer letzten CD As Day follows Night. Wie sie an diesem Abend erzählte, sei ihr neustes Album I awake der Nachfolger des letzten Albums. Sie bezeichnete es auch kürzlich in einem Interview als eines ihrer persönlichsten Werke. Es sei eine ungeheure Anstrengung gewesen, die Songs zu I awake aufzunehmen, da sie in die tiefsten Abgründe ihrer Seele schauen musste – was resultierte ist ein gewaltiges Gesamtkunstwerk. I awake dominierte dann die zweite Hälfte der Show und überzeugte eindeutig mit mehr Kraft. Das Album wurde mit dem bulgarischen Symphonieorchester aufgenommen und wurde dadurch natürlich eine unglaublich spannende Sache mit dieser differenzierten Instrumentalisierung. Diese fehlte aber während des Konzertes in keinster Weise. Obwohl ich mir im Vorfeld Streicher und Bläser auf der Bühne gewünscht hätte, vermisste man diese tatsächlich nicht. Die Band holte auch nur vierköpfig das Maximum aus den Songs heraus. Ausserdem ist Sarah alleine als Person schon ein Spektakel, das kaum weiterer Unterhaltung bedarf. Später während des Konzertes taute sie sogar ein wenig auf und witzelte mit dem Publikum herum. Trotzdem blieb sie stets zurückhaltend und schüchtern.

Sarah Blasko live zu sehen ist ein interessantes und unheimliches Erlebnis. Ihr verstörter Blick, gefüllt mit viel Melancholie, scheint einen schlichtweg zu durchdringen und es umgibt sie eine geheimnisvolle, mystische Aura, die wahrscheinlich jeden in den Bann zieht. Sarah ist Zucker – ihre Bewegungen, ihr Gesang, die Musik, alles an ihr ist pure Erotik.

Hoffen wir, dass sie sich stets am Rande der Berühmtheit bewegt und weiterhin ihre eingefleischte Fangemeinde stets mit solch bewegenden, intimen Konzerten beglückt.

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