Konzert-Review Spring Offensive

The 1918 Spring Offensive or Kaiserschlacht (Kaiser’s Battle), also known as the Ludendorff Offensive, was a series of German attacks along the Western Front during World War I.

So zu lesen auf Wikipedia. Interessant und fraglich, ob Spring Offensive aus Oxford ihren Namen daher haben. Ihre Musik kommt live jedenfalls einer Attacke sehr nahe, denn die Wucht, welche die fünf Jungs auf der Bühne produzieren, wirft einen regelrecht um. Da ist zum einen die seltsam anmutende Aura des Sängers, der mit seiner Grösse und Schlacksigkeit sehr bedrohlich wirken kann, vor allem, wenn er sich, was er sehr gerne tut, ganz an den Bühnenrand vors Publikum stellt.Und dann sind da noch die restlichen vier Bandmitglieder, typische Engländer eigentlich, irgendwie verkorkst, irgendwie sympathisch, irgendwie einfach verdammt geniale Musiker. Und, was mich bei jedem ihrer Konzerte erstaunt: Alle fünf begnadete Sänger! Auch der neue Bassist, trotz seinem betörend jugendlichen Aussehen, fügt sich wunderbar in die Gruppe ein. Dass er den gewaltigen Song Every Coin live leider noch nicht spielen kann (merci Sara für den input), verzeiht man ihm gerne, den Rest der Show meistert er mit Bravour. Gemeinsam schmettern sie ihre dramatischen und emotionalen, sperrigen und berührenden Songs mit den kritischen und melancholischen Lyrics ins Publikum als gäbe es kein Morgen mehr.

Wer an diesem Donnerstag Abend im Hinterhof Basel war, wurde einmal mehr Zeuge eines musikalischen Höhepunktes. Umso tragischer, dass die Hälfte des Publikums während des Konzertes mit scheinbar sehr wichtigen Gesprächen beschäftigt war – was ich einfach nie verstehen werde. Wer geht denn an Konzerte, um zu plaudern? Da hält man sein Bier in der Hand, schaut nach vorne, geniesst und hält verdammt noch mal die Klappe. Und wenn man das nicht schafft, soll man gefälligst an die Bar oder raus eine rauchen gehen. Abgesehen vom unhöflichen Publikum war die Band gut drauf, gesprächig und musikalisch wie immer top. Schade war, dass durch das Geplapper im Publikum die wertvollen und typisch magischen Spring-Offensive-Momente ziemlich untergingen (zum Beispiel, wenn die Band ohne Mikro den Song zu Ende sang). Etwa in der Mitte des Konzertes gelang es der Band aber für ein paar Minuten, die volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, als sie ins Publikum kamen und ihren Song „Carrier“ akustisch performten. Wenigstens dann zeigte das Publikum den nötigen Respekt vor dieser grandiosen Band.

Neben ihrer bemerkenswerten musikalischen Leistung wirkten die fünf auf mich ein wenig müde und erschöpft. Aber wenn man sich ihren äusserst voll belegten Tourkalender anschaut, ist das auch nicht verwunderlich. Alleine in der Schweiz gaben die Jungs sieben Konzerte. Ich hoffe sie haben noch genug Energie bis Mitte November, alle ihre Konzerte mit dieser fantastischen Energie und Kraft, die sie live verströmen, durchzuziehen.

Zur Vorband möchte ich auch noch kurz ein paar Worte verlieren. John Caroline heisst die sechsköpfige Band aus Baden. Zuerst ist man etwas überrollt von der Anzahl Musiker auf der Bühne und erwartet eine fulminante Show – die man dann auch in voller Dröhnung zu hören und sehen kriegt. Die Bandmitglieder sind jung, das merkt man, es fegt ein regelrechter Wirbelsturm über die Bühne. Es wird getanzt, rumgehüpft, gesungen, getrommelt, jeder ist immer in Bewegung, jeder kommt mal zum Zug, sei es mit Gesang oder am Instrument. Es ist wild und laut und manchmal hat man das Gefühl, dass hier jetzt etwas weniger wahrscheinlich mehr wäre. Die Jungs haben eine rechte Wucht und mit der starken Instrumentalisierung ist das stellenweise fast zu viel. Aber, nichts desto trotz, die haben gerockt! Die Songs sind ganz klar dem Indie verschrieben, geizen aber nicht mit starken eletronischen Parts, treibenden Trommel-Einlagen und durchgehend tanzbaren Beats. Eine starke, junge Band mit einer sympathisch lockeren Bühnenpräsenz. Hoffentlich werden wir noch viel von ihnen hören!

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