Konzert-Review: Trail of Dead und Japandroids, 30. Juli 2013

Zum ersten Mal nach einer grossen Hitzewelle hat es vor diesem letzten Dienstag im Juli so richtig zünftig geregnet. Aber pünktlich zu einem der vielversprechendsten Konzertabenden dieses Sommers lichteten sich die Wolken und das zauberhafteste Sommerwetter kündigte sich an. So stand dem Openairkonzert von And You Will Know Us by the Trail of Dead und den Japandroids auf der Seebühne der Roten Fabrik nichts mehr im Wege. Schon im Voraus wunderten sich Musikkenner jedoch etwas darüber, dass die einst so grossen Trail of Dead aus Texas, die grosse Hallen füllten und das in gewissen Ländern auch immer noch tun, nun plötzlich im Vorprogramm einer jungen Band auftreten würden. Dazu aber später mehr.

Früher als angekündigt begannen Trail of Dead gegen 8 Uhr ihr Set (zur Freude der eingefleischten Fans, so konnte die Band nämlich länger spielen). Unglaublich rasant ging es augenblicklich los und man wurde sofort bestätigt, dass die lange Vorfreude ihre Berechtigung hatte. Trail of Dead sind nach wie vor beinahe unschlagbare Könige des Alternativrocks. Wer sie schon länger nicht mehr live gesehen hatte, wurde überrascht von ungewohnter Härte und zügigerem Tempo im Spiel. Bis zu ihrem letzten Album Lost Songs haben die Jungs in den letzten Jahren einen gewaltigen Sprung getan. Bis dahin pflegten sie zwar den selben Musikstil – harter, rasanter Alternativrock mit langen, sphärischen Instrumentalparts – nun scheint es aber, dass sie ihre jugendliche Leichtigkeit abgestreift haben. Der Sound klingt seither voller, präziser, dichter und intensiver als früher. Es blieb deshalb am Konzert kaum Zeit um Luft zu holen, die Band preschte mit ihren Songs nur so davon. Entgegen vieler Erwartungen des Publikums auf alte Hits der Band, spielten sie lange vorwiegend neuere Lieder, um dann erst zum Schluss noch ein paar ihrer Hits rauszuhauen. Wortlos, aber deshalb nicht weniger präsent, führte Frontmann Conrad Keely durch den Abend, zeigte eine enorme Spielfreude und konnte sich ob guter Parts in seinen Songs ab und zu ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Ein sympathischer und ausserordentlich talentierter Typ.

Zeit zum Verschnaufen blieb dem Publikum nur, wenn die Band zu ihren berühmten, äusserst grandiosen Instrumentalparts ansetzte. Hier ein kleiner Wermutstropfen: Diese Instrumentalparts kamen beim Konzert in der Roten Fabrik etwas zu kurz. Die intensive Wucht und Energie, die Trail of Dead an den Tag legten, war zwar jenseits von grossartig, aber als Fan hätte man sich doch etwas mehr von der ruhigen Seite der Band gewünscht. Nichts desto trotz, es war ein gewaltiger Auftakt dieses Abends.

Trotzdem blieb in der Umbaupause die Frage im Raum, ob Japandroids diesem Niveau überhaupt standhalten konnten, welches Trail of Dead vorlegte. Eine junge Band aus Vancouver, nur zu zweit unterwegs, noch grün hinter den Ohren?

Japandroids Musikstil ist ganz klar dem Garage-Rock zuzuordnen und daran ist auch nicht zu rütteln. Als sie kurz vor 9 Uhr loslegten fiel etwas jedoch sogleich auf: Live erreichen sie die Dichte und Wucht ihrer Aufnahmen bei weitem nicht. Hier wurde scheinbar bei den Studioaufnahmen gute Arbeit geleistet und wahrscheinlich mit Mehrfachaufnahmen der Stimmen etwas geschummelt. Trotzdem waren die beiden motiviert und engagiert am Werk und das liess gute Stimmung aufkommen. Die Musik von Japandroids erinnert irgendwie an die guten alten Punkzeiten, als die Gitarren noch verstimmt und der Gesang eher Geschrei war. Das ist irgendwie positiv erfrischend und führt wieder etwas weg von diesem sauberen, durch-choreografierten Image vieler junger Bands.

Die Befürchtung, dass das Konzert etwas eintönig werden könnte, wenn nur zwei Leute auf der Bühne stehen, stellte sich jedoch bald als richtig heraus. Trotz eingängiger und fetziger Songs ertappte man sich doch bald dabei, wie man sich noch eine spannende Bassline oder eine zusätzliche Gitarre auf die Bühne wünschte und die Aufmerksamkeit etwas abflachte. Und das ist schade, denn Japandroids haben ein gutes Gespür für erfolgsträchtige Songs. Es scheint das harte Los vieler kleinerer Bands zu sein. Somit sind wir wieder bei der Dramaturgie dieses Abends angelangt: Män hätte sich eigentlich gewünscht, Japandroids als erste Band auftreten zu sehen, um dann den krönenden Abschluss mit Trail of Dead zu erleben. Es hätte dem Abend gut getan. Japandroids hatten kaum eine Chance, gegen die Dinosaurier von Trail of Dead zu gewinnen. David gegen Goliath auf der Bühne…

Man kann also sagen, dieser Abend wäre beinahe perfekt gewesen. Eine tolle Location direkt am See, ein absolut gewaltiges Konzert im intimen Rahmen, zwei hervorragende, motivierte und engagierte Bands und dazu noch ideales Openair-Wetter. Ein kleiner Fehler im Line-Up, aber darüber sieht man gerne hinweg.

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