Worth ist eine 5-köpfige Folk-Soul-Band aus Portland. Mit ihrem Album „Two“ haben sie das zweite Konzept-Werk einer geplanten Album-Trilogie herausgebracht und tourten damit gerade durch Europa und auch durch die Schweiz. Mit 12 Tracks und 12 Zwischenstücken ist „Two“ weitaus länger ausgefallen, als übliche Alben. Beim Betrachten des Covers hat man das Gefühl, es mit einer jugendlichen Gothic-Band zu tun zu haben. Aufgenommen wurden die Songs „Live to Tape“ innerhalb von zweieinhalb Wochen und zeigen Musik aus einem grosszügigen Mix aus Country, Blues, Funk, Rock und Folk.
Trotz den starken Bemühungen der Band, verschiedene Emotionen zu erzeugen, zum Beispiel mit einer Untermalung mit Bläsern in der Ballade „Love of my Life“, kommt bis zur Hälfte des Albums nicht wirklich Stimmung auf, was unter anderem wohl an den diversen Einspielungen zwischen den Songs liegt. Diese dauern oft nur etwa eine Minute, wirken aber dennoch störend und erfüllen eine eher fragwürdige Rolle auf dem Album. Man merkt dadurch zwar deutlich, dass ein Konzeptalbum geschaffen wurde, aber weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Man begreift als unbeteiligter Zuhörer weder denn Sinn dahinter, noch tragen sie zur musikalischen Qualität des Albums bei. Denn angesichts dessen, dass man somit von einer Songzahl von 24 Stücken schon beim Begutachten des CD-Umschlags fast umgehauen wird, ist dieses Album inklusive dieser Kurz-Tracks schlichtweg zu lang.
Etwa in der Mitte des Albums entwickelt die Band aber im Song „Mrs. Rosie“ aus dem monotonen Blues plötzlich einen überraschend eindringlichen, rockigen Refrain, der entgegen der schleppenden Harmonie in den Vorgängersongs beinahe sperrig und dadurch enorm interessant wirkt. Zum ersten Mal hört man wirklich aufmerksam hin. Diese rockige Ader zieht sich mit dem nächsten Song, „Jackie Girl“, weiter, das Ben-Folds-like mit jazzigen Pianoeinsätzen, viel Funk und handgemachten Perkussionen dekoriert wird. Diese Stücke tun gut, sie erlösen von einer Monotonie, geschaffen aus Blues und Balladen, die vorher dominierten und auch leider wieder das Ende des Ganzen markieren. Im Titeltrack „Two“ zeigen sie dann noch einmal ihr Können, mit Geigenintermezzo und wieder dieser rockigen Kraft, die dieser Band einfach verdammt gut steht und viel zu wenig zum Zug kommt – jedenfalls auf diesem Album.
Beim Hören hat man irgendwie das Gefühl, diese Band wüsste nicht so recht, wo sie hingehört. Die Songs wirken zu verschieden, es gibt beinahe nichts, was sie untereinander zusammenhält und durch die Zwischentracks wirkt es wie wirr zusammengewürfelte Fragmente eines grossen Ganzen. Zeitweise hat man das Gefühl, man befinde sich auf einer Jamsession unter Freunden.
Grundsätzlich zeigen Worth auf „Two“ eingängige und spannende Songs. Aber sie überfordern den Zuhörer mit zu viel Material und zu vielen Zwischentracks, die in reduzierterer Form ihre Arbeit genau so erledigt hätten und den Fluss des Albums nicht dermassen stark durchbrochen hätten. Ausserdem wünscht man sich nichts sehnlicher, als dass sie diesen rockigen und funkigen Flow, den die Band durchaus entwickeln kann, weitertreiben und öfter darauf zurückgreifen.
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