Eine On-Off-Beziehung, die sich lohnt: Life of Agony

Life of Agony haben eine spezielle Bandgeschichte hinter sich. Gegründet wurde die Band 1989 in Brooklyn von Mina Caputo (damals noch Keith Caputo), deren Cousin Joey Z. und dessen Freund Alan Robert, alle italienischer Abstammung. Nicht nur, dass sich der Frontmann Keith im Verlaufe der letzten paar Jahre in eine Frau umwandeln liess und sich nun Mina nennt, die Band hat sich ausserdem auch bereits zwei Mal aufgelöst und ein paar Jahre später dann wieder zusammengetan. Durchbrochen wurden die Bandaktivitäten teilweise von erfolgreichen Soloprojekten von Keith bzw. Mina Caputo.

Nach ihrer letzten Trennung sind Life of Agony seit ungefähr 2014 wieder in der Urbesetzung aktiv und haben im April ein neues Studioalbum namens „A Place Where There’s No More Pain“ veröffentlicht. Auf ihrer ausgedehnten Album-Tour machten sie am Dienstag Abend auch im Dynamo in Zürich Halt.

Das Bild, das sich bei Life of Agony auf der Bühne bietet, ist auf den ersten Blick schon etwas irritierend, vor allem wenn man die Band und Mina Caputo bereits länger verfolgt. Denn schliesslich steht da nun eine Frontfau statt eines Frontmanns am Mikrofon, und trotzdem dringt die Stimme noch derart kratzig, männlich und vertraut aus den Boxen. Wenn man jedoch diese erste Irritation überwunden hat, bietet sich einem eine geniale Liveshow, die an Energie und Drive kaum zu überbieten ist. Trotz der Differenzen über die ganzen Jahre des Bandbestehens haben Life of Agony kein bisschen von ihrer Qualität und Spielfreude eingebüsst. Man könnte fast meinen, sie sind gerade erst auf der Höhe ihrer Schaffenskraft angelangt. Ihr krachender Hardrock, der genau so rau scheppernd wie melodiös daherkommt, wird von einem variantenreichen und ausgeklügelten Songwriting getragen. Vor allem die äusserst gesprächige Mina Caputo zeigt live eine enorme Leistung im Gesang und als herzliche Animateurin des Publikums. Der Sound ist an diesem Abend im Dynamo satt und präzise abgemischt und auch die Stimme, die man in den ersten drei Songs zuerst einmal in der Wucht der Gitarren finden muss, ist dann auch bald sauber und laut genug zu hören. Dies trägt zum Genuss des Konzertes noch zusätzlich bei und von Headbanging über Stagediving sowie einem ordentlichen Moshpit ist alles vorhanden, was ein gutes Hardrock-Konzert ausmacht.

Einzig die Spieldauer lässt am Ende eine kleine Enttäuschung zurück: Nur etwas mehr als eine Stunde spielen die Jungs und Mina auf der Bühne. Diese kurze Spielzeit wird dann auch noch unterbrochen von einem Zwischenfall, der sich vorne am Bühnenrand erreignet – wahrscheinlich eine ohnmächtige Frau, der Mina zu Hilfe eilt – und somit eine minutenlange Pause verursacht. Das ist natürlich schade, obwohl man in dieser Stunde eine Wahnsinns-Show zu sehen bekam.

Life of Agony ist also trotz schwieriger On-Off-Beziehung nach wie vor eine richtige Wucht und so wie es scheint auch noch lange nicht weg vom Fenster!

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