Konzert-Kritik: Go Go Berlin, 1. Oktober 2015 im Dynamo in Zürich

2014 war ganz klar das Jahr von Go Go Berlin. Nach der Erscheinung ihres Debut-Albums „New Gold“ im Frühling 2014 lief es für die Band so richtig rund: Innerhalb kürzester Zeit spielten sie sich in die Herzen von Fans und Kritikern, rockten jede noch so kleine Location in Grund und Boden (zum Beispiel damals in Zürich im Eldorado, welches beinahe zusammenzubrechen drohte), sorgten an diversen Festivals für Aufsehen und tobten wie ein Tornado im Eiltempo durch ganz Europa hindurch. Mittlerweile sind sie mindestens genau so fleissig wie Frank Turner, gemäss dessen Motto „always on tour“: Sie brachten gerade ihr neues Album „Electric Lives“ heraus, konzertieren ohne Pause und laden sich zwischendurch tausende Pressetermine auf, statt einmal zu verschnaufen.

Auch wenn man den jungen Herren aus Dänemark diese Erfolgswelle von ganzem Herzen gönnt und beeindruckt ist von einer derart steilen Karriere: Gut hat es ihnen ganz offensichtlich nicht getan. Wer sie an diesem Abend im Dynamo zum ersten Mal gesehen hatte, der war ziemlich sicher hell begeistert und kann diese Kritik nun nicht nachvollziehen. Denn Frontmann Christian Vium weiss ganz genau, wie er seine Reize gezielt einsetzen kann und wie er das Publikum motiviert, auch wenn dieses steif und gelangweilt wie ein kaltgewordener Brei im Raum steht. Aber wenn bei den früheren Konzerten sein Dauergrinsen nie abbrach und seine Ausstrahlung die Zuschauer sofort in den Bann zog, wenn eine prickelnde Elektrizität in der Luft lag, die sogar die hintersten Reihen ansteckte, so wirkte sein Agieren an diesem Abend im Dynamo eher abgespult, berechnend, einstudiert und lieblos. Und doch zeigte sich Vium unermüdlich, denn mit dem eher zurückhaltenden, äusserst jungen Publikum hatte er alle Hände voll zu tun. So war die erste Hälfte des Konzertes dann stimmungstechnisch auch eher durchzogen, während die Band und auch die Zuschauer in der zweiten Hälfte dann doch stetig entspannter und somit auch wilder wurden. Anhand der jungen Konzertbesucher, welche die Band wahrscheinlich nach ihrem Auftritt bei Germany’s next Topmodel im letzten Jahr dazugewonnen haben, war es auch nicht weiter verwunderlich zu merken, dass ihr Mainstream-Radiohit „Castles Made Of Sand“ der stimmungsreichste Song des Abends wurde.

Nichts desto trotz: einmal mehr überraschten Go Go Berlin mit ihrer unglaublichen musikalischen Professionalität und der Kreativität beim Songwriting, die man aufgrund ihres zarten Alters niemals erwarten würde. Ihr vorantreibender, bluesig angehauchter Rock, der stark von Elementen der 70es geprägt ist, steht den Jungs einfach verdammt gut. Die Band ist mittlerweile ein gut eingespieltes Team und der Sound sitzt nach wie vor perfekt, es macht richtig grosse Freude, den Jungs beim Spielen zuzusehen. Nun wäre ihnen einfach zu wünschen, dass sie sich auch mal wieder eine Pause gönnen, damit Vium und seine grandiose Band wieder zu ihrer alten, spritzigen und unbeschwerten Form zurückfinden.

Und weil’s damals so schön war, ein Video von ihrem Konzert im Eldorado, am 12. Mai 2014:

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