Konzert-Kritik: Götz Widmann, 25. April 2016 im Dynamo in Zürich

Götz Widmann ruft – und die Zürcher kommen. Der Abend mit dem deutschen Troubadour fand im Rahmen von „Soundmanöver“ statt, einer Konzertreihe, die lokalen Künstlern eine Plattform bieten will und gute Musik zum kleinen Preis anbietet. Die Konzerte finden jeweils montags im Werk 21 im Zürcher Dynamo statt und sind äusserst erschwinglich. Diese Umstände machen es den verschiedensten Leuten möglich, entspannt neue Bands zu entdecken, ohne horrende Ticketpreise bezahlen zu müssen.

Auf seiner aktuellen „Krieg & Frieden“-Tour lässt es Widmann gemütlich und spontan angehen, ganz getreu dem Charakter seiner Wahlheimat, dem Bernbiet in der Schweiz. Keine fixe Setlist, sondern seine Tagesform und diejenige des Publikums sollen darüber entscheiden, welche Songs gespielt werden und welche nicht. So war auch der Abend in Zürich ein bunt zusammengewürfeltes Potpourri aus seiner bisherigen Schaffenszeit. Trotzdem liess er es sich natürlich nicht nehmen, sein letztes Album (Krieg und Frieden) zu promoten und einige neue Songs einzustreuen. Bei einem einstudierten Repertoire von über 100 Songs war es dann auch nicht verwunderlich, wenn einmal der Songtext vergessen ging, was Widmann aber mit viel Charme wieder gut zu machen verstand.

Gestaltet war das Konzert, das inklusive 20-minütiger Pause mit einer beeindruckenden Spieldauer von etwa zweieinhalb Stunden auftrumpfte, erfrischend unterhaltsam. Nach einigen Songs überliess Widmann dem jungen Falk die Bühne. Der ebenfalls deutsche Singer/Songwriter steht seinem erfahrenen Kollegen in nichts nach und begleitet ihn momentan auf der Tour als Support. Falk bildete einen amüsierend abstrakten Gegensatz zu Widmann’s kratzigem Timbre und den saloppen Songs, was für eine angenehme Abwechslung sorgte. Falk performte ins Set verteilt eine handvoll Lieder, die mit ihrem zynisch-schwarzen Humor und der eingängigen Gitarrenbegleitung allesamt im Publikum sehr gut ankamen.

Obwohl Widmann textlich teilweise sehr hochstehende und politische Lieder im Repertoire hat, hielt er sich in Zürich eher an diejenigen der unteren Schublade. Dies natürlich ganz zur Freude des übrigens erstaunlich jungen und vorwiegend männlichen Publikums, welches sich textsicher und wohlwollend zeigte und gegen Ende auch noch den einen oder anderen Liederwunsch anbringen durfte. Als nicht all zu versierter Fan ertappte man sich jedoch im Verlaufe des Abends bei dem Gedanken, dass man beim vierten oder fünften Lied über Gras und Sex dann doch mal etwas mehr Niveau hätte vertragen können.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Götz Widmann charmant, professionell und mit seinem typisch flätigen Spiel und schluddrigen Gesang das Publikum wunderbar durch den Abend führte. Sein Kollege Falk war dabei ein willkommenes Extra und man kann hoffen, dass man von dem jungen Talent noch einiges hören wird.

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