Konzert-Kritik: Joan As Police Woman, 7. April 2014 im Bogen F in Zürich

Es gibt diese Konzerte, nach denen man keine Worte finden kann, für das, was man gerade erlebt hat. Es gibt sie, diese Momente der vollkommenen Glückseligkeit, wenn einfach alles stimmt und man vor lauter Emotionen beinahe zu explodieren droht. Joan As Police Woman hat für ein solches Konzert gesorgt.

Im November 2011 war Joan Wasser zuletzt mit ihrer Band in der Schweiz und es war ein trauriges Desaster. Zugedröhnt mit irgendwelchen wirklich schlechten Drogen, stimmlich schwach, psychisch völlig überdreht, musikalisch mittelmässig und emotional total neben den Schuhen gab sie ein Konzert, dass in dieser Art besser nie stattgefunden hätte. Wer ihr aber eine zweite Chance gegeben hat an diesem milden April-Abend im Bogen F in Zürich, der wurde mit einem Auftritt der Superlative belohnt und hat sich wohl Hals über Kopf in die sympathische Sängerin verliebt.

Joan ist zur Zeit schlichtweg in Topform. Sie hat sich mental von ihren Altlasten gelöst, sich aufgerappelt, scheint eine glückliche Beziehung zu führen und hat im Leben endlich Fuss gefasst, persönlich und musikalisch. Das spürt man auf allen Ebenen! Sie hat ein dermassen betörendes Selbstvertrauen erarbeitet, das sich in bester Form auf ihre Musik und ihre Live-Performances auswirkt und somit auf der Bühne für eine einzigartige Gänsehaut-Magie sorgt, die man selten bei Künstlern spürt. War es vor ein paar Jahren noch die düstere, depressive Zerstörtheit ihrer Person, welche für gute Konzerte mit ordentlich melancholischer Stimmung sorgte, so ist es nun das pure Gegenteil, was diese Frau ausstrahlt.

Das Konzert war hauptsächlich von neuen Songs ihres kürzlich erschienenen Albums Classic geprägt und das passte ausserordentlich gut. Neu mixt die Künstlerin in ihre gehaltvollen Indie-Rocksongs auch Soul-Elemente, garniert sie mit kreischenden Gitarrensolos, Bläser-Einlagen und packenden Background-Vocals und drückt dem Ganzen eine sanfte, optimistische Note auf, die gut tut. Mal hauchte sie seufzend ins Mikro, das einem die Haare zu Berge standen, mal sang sie mit einer eindrucksvollen Bruststimme, manchmal floh ihre Stimme mühelos in höchste Lagen und man konnte kaum glauben, dass das alles von ein und derselben Person kommt. Joan hat mit ihrem neuen Album Classic tatsächlich einen Klassiker abgeliefert. Jeder Song sitzt, sei es eine optimistische, 60er-angehauchte, selbstironische Pop-Schmonzette (Holy City) oder eine verzweifelt schmachtende Ballade (Get Direct) – Joan Wasser hat zu sich gefunden und strahlt diese Sicherheit und Zufriedenheit durch alle Poren ihres wunderschönen Körpers aus. Auch wenn man sich vor solchen Plattitüden hüten sollte, aber: Dieser Abend war purer Sex.

Das Publikum tobte verständlicherweise nach jedem Song und brachte damit die Sängerin beinahe in Verlegenheit. Diese schien mit jedem weiteren Lied noch bezaubernder und besser zu werden, die Songauswahl und die Dramaturgie des Sets waren derart geschickt gewählt, dass ein nicht abbrechen wollender Spannungsbogen harmonisch bis zum Schluss gehalten wurde. Im Zugabenblock, der frenetisch erklatscht wurde, sang sie den Titelsong des neuen Albums, Classic, mit ihren Bandmitgliedern acapella und es gab kein Halten mehr. Was für grossartige Musiker standen da auf der Bühne, man spürte den Wunsch, dass dieses Konzert nie enden sollte – was es aber leider tat. Joan Wasser zeigte zum Schluss die berührende Ballade „Your Song“ alleine am Klavier, sorgte noch einmal für ordentlich Gänsehaut und Herzklopfen und verabschiedet sich von einem seligen, unendlich beglückten Publikum.

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