Es ist heutzutage nicht mehr ganz einfach, sich im grossen Pulk der Singer/Songwriter zurechtzufinden. War dieses Genre früher eher noch verpönt, ist Indiefolk längst salonfähig geworden und erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Um den akustischen Stil an die mainstreamigen Gewohnheiten anzupassen, wurde in den letzten Jahren vermehrt auf elektronische Einflüsse gesetzt. Mittendrin in dieser musikalischen Entwicklung bewegt sich Jono McCleery stilsicher und fokussiert und macht damit vieles besser, als es seine berühmten Kollegen tun.
Die Hafenkneipe ist locker gefüllt, was bedeutet, dass Jono in der Schweiz noch als Geheimtipp gilt und sich nur wenige an diesem Abend in Zürich eingefunden haben, um ihn live zu erleben. Umso schöner, dass das Publikum während den Songs andächtig still zuhörte und dem eher schüchternen Sänger den Raum gab, den er benötigte, und die Konzentration, die er brauchte. Und schliesslich waren auch alle gespannt darauf, die Songs von seinem unlängst erschienenen Album „Pagodes“ zu hören.
Eine Schwierigkeit bei Solo-Auftritten nur mit Gitarre ist oft die Monotonie, die sich einschleicht nach ein paar Nummern. Jono McCleery schafft es, diesen Spannungsbogen nie abbrechen zu lassen. Sein Gespür für ein gutes Set ist deutlich spürbar und er mutet seinem Publikum einiges zu. Er streut sperrige, arrhythmische Songs ein, entschärft diese aber sogleich wieder mit zugänglichen, harmonischen Balladen. Mit dieser angenehmen Mischung wird es beim Zuhören nie langweilig. Mit einer angenehmen Spieldauer von etwas mehr als einer Stunde ist die Kost schlussendlich auch leicht verdaubar. Im Gegenzug zu seinen berühmteren Kollegen verstrickt sich McCleery auch nie in zu viel Kompliziertheit. Seine Songs sind schlicht und aufs Wesentliche reduziert. Seine Ambitionen liegen ganz klar in der Steigerung von Qualität und nicht in Quantität.
Ein wunderbares und wertvolles Konzert, für das die Hafenkneipe auch der ideale Ort zu sein schien.
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