Konzert-Kritik: Louis Barabbas & The Bedlam Six, 3. April 2016 im El Lokal Zürich

Es gibt kaum ein härteres Los für Konzertkritiker, als wenn es an einem Konzert nichts zu kritisieren gibt. Wenn vom ersten Ton an alles sitzt und man sich bis zum Schluss in einem nicht enden wollenden Höhenflug befindet. So geschehen gestern Abend am Konzert von Louis Barabbas und seiner Band The Bedlam Six im El Lokal in Zürich.

Dabei stand das Konzert unter ungünstigen Voraussetzungen: Die Band feierte nämlich laut eigenen Angaben am Abend zuvor in Basel etwas zu sehr und zwei der Bandmitglieder, inklusive Frontmann Louis, waren gesundheitlich angeschlagen und gehörten eigentlich ins Bett. Und trotzdem spielten die Jungs ein derart umwerfendes Konzert in so vielerlei Hinsicht, dass man das Gefühl hatte, ihr Leben hinge davon ab.

Louis Barabbas, der wildgewordene Tausendsassa, zeigte eine Show wie von einem anderen Stern. Kaum stand er auf der Bühne, nahm er eine völlig andere Rolle ein, und da merkte man auch deutlich seine Herkunft aus Theater und Komik. Wie von der Tarantel gestochen hüpfte, tanzte, fegte, tobte Barabbas über die kleine Bühne vom El Lokal, sprang ins Publikum und tanzte quer durch den Raum, sang, quiekte, schrie, säuselte und raunte ins Mikrofon, verzierte seine Songs mit theatralischer Mimik und Gestik und liess sich dabei von seinen fantastischen Musikern tragen. Allen voran der Posaunist Biff, der sympathische Hüne, der nicht nur mit seinem herzigen Tanzstil positiv auffiel sondern insbesondere durch sein präzises und hoch professionelles Spiel und ein beeindruckendes Lungenvolumen. Der Gitarrist ging in der Wucht der Instrumente und dem Stimmorgan von Barabbas leider etwas unter, legte sich aber mit unglaublichen Gitarrenparts und Soli ins Zeug und spielte diese mit einer selbstverständlichen Coolness, dass es fast schon dreist war. Und sowieso brachte die Band ihre Songs mit einem unverschämten Selbstvertrauen herüber. So gewann ihr Musikstil, dieser rasante und explosive „Dirt Swing“, wie die Band ihn selber nennt, noch zusätzlich an Spannung.

Und obwohl Frontmann Louis schon zu Beginn des Sets deutlich hörbar stimmlich angeschlagen war, steigerte er mit der Band seine Performance bis zum Schluss in eine pure Musik-Explosion. Schon nach wenigen Songs konnte auch niemand mehr im leider spärlich vertretenen Publikum still stehen. Schätzungsweise 20 Nasen hatten sich für das Konzert eingefunden, was unter den Anwesenden die Stimmung nicht im geringsten trübte, jedoch wirklich schade war. Die Jungs hätten auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit verdient. Und obwohl man sich sehr wunderte, weshalb nicht schon Tausende für diese unglaublich fantastische Live-Band an ihre Konzerte pilgern, wünschte man sich insgeheim, dass die Band noch lange ein Geheimtipp bleibt. Dass man Louis und seine verrückte Truppe weiterhin für sich geniessen kann, die charmanten, romantisch-morbiden Lieder in sich aufsaugen kann, genug Platz zum Tanzen hat und danach noch gemütlich ein paar Worte mit der Band wechseln kann.

Eine kleine Anekdote zum Schluss: Obwohl die Band „The Bedlam Six“ heissen, besteht sie offensichtlich nur aus 5 Mitgliedern. Bei der Frage nach dem sechsten Bedlam hiess es nur mit verschwörerischer Stimme und Augenzwinkern: „We killed him.“

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar verfassen