Konzert-Kritik: The Bronze Medal, 4. April 2015 in der Amboss Rampe in Zürich

Überraschend viele Leute haben sich eingefunden für die anstehende Nachtschicht vom Team von indie.ch. Obwohl die Band The Bronze Medal in der Schweiz noch kaum jemand kennt, war die Neugier doch gross, schliesslich handelt man die jungen Engländer momentan als grosse Neuentdeckung.

Fast unbemerkt schlich die Band zu später Stunde auf die kleine Bühne der Amboss Rampe. Zu klein für die Band, so wurde der Drummer kurzerhand daneben platziert. Dass die Jungs zuerst so dezent und scheu agierten, war äusserst charmant, aber unbegreiflich: So wuchtig und imposant, wie ihre Musik nachher daherkam, müssten sie vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Es gibt kaum derart junge Bands, die so genau wissen, was sie tun und wie sie so viel Gefühl in Melodien und Songs verpacken können und mit so viel Zielsicherheit ihre Lieder aufbauen. Und genau so, wie das Publikum mit jedem gespielten Ton und jedem atemberaubenden Song weiter auftaute, tauten auch die Jungs immer mehr auf. Müde seien sie, wurde betont, es täte ihnen sehr leid, aber sie würden es unglaublich geniessen, vor so vielen Menschen in der Schweiz zu spielen, obwohl sie noch nie hier waren. Überwältigt seien sie, und genau so überwältigt war nach kurzer Zeit auch das Publikum. Und die Spielfreude merkte man ihnen, trotz sichtbar müder Augen, auch deutlich an.

Die Studioaufnahmen der Band, die oft eher gemütlich und sauber daherkommen, entpuppten sich live als mächtige Rock-Hymnen, die sogar vom gemächlichen Mitwippen zum exzessiven Mittanzen animierten. So muss das sein! Genau diese Energie sollte man live spüren. Wie die Leadgitarre scheinbar jeden Nerv und jede Haarwurzel kitzelt, wie sich das Schlagzeug mit dem Takt des Herzschlags vermischt und wie der Bass im Bauch vibriert, wie man jeden Ton in sich aufsaugt und geniesst. Scheinbar mühelos gelang es den jungen Engländern, dieses Gefühl im Publikum auszulösen.

Da verzieh man es auch gerne, dass der Sound durchaus etwas besser hätte abgemischt sein können, um die volle Pracht der Songs noch herauszuholen. Aber dazu bräuchte man auch eine grössere Location mit grösserer Musikanlage. Wohl kein Problem für The Bronze Medal: Das nächste Mal werden die Jungs unweigerlich eine grössere Location bespielen müssen. Das war wohl der letzte Moment, sie in diesem kleinen Rahmen zu sehen, und ein wirklich ganz besonderer Abend für alle Beteiligten.

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