Obwohl es mittlerweile eigentlich jedem klar sein sollte: Ich bin ein grosser Frank Turner-Fan. Ich gebe es zu! Das ist auch der Grund, weshalb meine Lobeshymnen Reviews über seine Konzerte oder Alben nicht immer ganz objektiv sind.
Am 2. Mai in der Schüür z’Luzern wurde man aber ausnahmsweise einmal Zeuge von einem eher weniger guten Konzert des Engländers. Das hatte meiner Meinung nach diverse Gründe, auf die ich nun näher eingehen möchte:
Frank Turner hatte im letzten Jahr ausserordentlichen Erfolg. Nicht nur war sein ausverkauftes Konzert in der Wembley-Arena ein persönlicher Meilenstein, sondern auch sein gerade erschienenes Album Tape Deck Heart schlug ein wie eine Bombe und schaffte es innert kürzester Zeit mühelos auf Platz 2 der UK-Charts. Es scheint, Frank hat eine Schwelle überschritten, die er bis anhin zurecht gemieden hat: nämlich die Schwelle vom Singer/Songwriter-Niemand zum Mainstream-Hitschreiber. Immer grössere Massen zieht er in seinen Bann – und so war es auch nicht verwunderlich, dass an diesem Abend in der Schüür ein sichtlich jüngeres Publikum anwesend war als bis anhin. Wenn man sich im vorderen Drittel des Konzertraumes aufhalten wollte, musste man unweigerlich umherhüpfen und „mitpogen“ um nicht unter die Räder des Moshpit zu kommen. Schade war, dass dadurch die Nähe zu Frank verloren ging, da man sich als ruhiger (oder als weniger sportlicher) Konzertbesucher ziemlich weit hinten aufhalten musste.
Was aber negativer auffiel: Frank war an diesem Abend leider nicht gut in Form. Schon bald entschuldigte er sich, dass er recht verkatert sei und deshalb nicht wirklich der gewohnte „Punk“ sein könnte. Das hätte er eigentlich gar nicht erwähnen müssen, denn eingefleischte Fans merkten sofort, dass die allseits beliebte Turner-Magie fehlte. Lieblos begann er das Set mit seinen grössten Hits. Das wirkte wie ein verzweifelter Versuch, Stimmung zu bringen, da er es selber nicht konnte. Es ist auch beim grössten Teil des Publikums erstaunlich gut angekommen. Doch grosse Teile der Show wirkten steril und routiniert. Zwischengespräche oder Interaktionen mit dem Publikum gab es kaum. Erst gegen Ende des Konzerts schien der Funke dann auch auf diejenigen überzuspringen, die dem ganzen skeptisch gegenüber standen.
Frank und seine Sleeping Souls haben solide gespielt, der Sound in der Schüür war wie gewöhnlich ganz toll abgemischt. Die Band, wie immer, musikalisch top und einwandfrei. Aber dem Konzert fehlte an diesem Abend die Seele und die Passion, die man sich als Frank-Fan wünschte. Die Ungewissheit bleibt: Verfällt Frank dem Trubel und gibt sich mit uninspirierten 08/15-Shows zufrieden – oder ist das momentan nur diese Welle des Erfolges, die bald wieder abflacht und Frank zu seiner alten Form zurückkehren lässt?
Hoffen wir, dass er bald wieder zur gewohnten Leidenschaft zurückkehrt – I still believe.
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