Dass die Konzerte am Sonntagabend im X-Tra überraschend früh beginnen, wurde leider auf den Ticket- und Eventseiten nicht wirklich kommuniziert. So kommt es, dass wir leider über die Vorband per se am 17.2. nichts berichten können – was äusserst schade ist, da es sich dabei um niemand geringeren als Lisa Hannigan (Ex-Sängerin von Damien Rice) gehandelt hätte.
Jedoch schaffte ich es pünktlich zum Konzertbeginn von Glen Hansard um 20.15 Uhr da zu sein. Er begann sein Set mit zwei eher besinnlichen Stücken, die einen wohl sanft vorbereiten sollten auf das, was da noch kommen sollte. Schnell wurde nämlich klar, dass das ein sehr spezieller Abend werden würde. Glen hatte viel mehr Instrumentalisten dabei als früher mit Swell Season. Da waren zum Beispiel Streicher (obwohl laut Glens Angaben einer fehlte, wenn wir das richtig verstanden haben, wegen einer ausufernden Party am Vorabend) und ein überwältigendes Bläser-Ensemble. Aber dazu später mehr.
Die Grundband, die er dabei hatte, wie auch vor ein paar Monaten, als er auch schon in der Schweiz spielte, waren the Frames. Mit den Frames machte Glen seine ersten musikalischen Schritte nach seiner Zeit als Busker auf den ganz grossen Bühnen dieser Welt. Dass diese Gruppe sich schon seit Jahrzehnten in- und auswendig kennt und liebt, das merkte man mit jeder Note, die sie spielten und an der enormen Spielfreude auf der Bühne. Nach diesen zwei eher ruhigen Songs wurde man dann auch bald mit der vollen Wucht der zahlreichen Instrumentalisten konfrontiert. Und nachdem Glen zu Beginn des Konzertes die Kraft seiner Stimme noch zurückzuhalten schien, setzte er bald zu seinen allseits bekannten und beliebten Schrei-Tiraden an. Diese liess er jedoch nicht unkontrolliert einfliessen, wie das bis anhin meistens der Fall war, sondern setzte sie ganz gezielt und feinfühlig ein, so dass die Wirkung noch zusätzlich verstärkt wurde. Manchmal, wenn er dann sein ganzes Stimmvolumen offenbahrte, beschlich einen das Gefühl, dass jeden Moment die Gläser an der Bar zerspringen könnten – fast zu mächtig war seine Stimme für den Saal und das Mikrofon.
Einen erfrischenden Gegenpol zu seiner beeindruckenden Stimme boten die Bläser, die er dabei hatte. Glen arrangierte mit ihnen gemeinsam seine Songs teilweise völlig neu und liess generell seinen Musikern sehr viel Raum für Entfaltung. Mit einer solchen einnehmenden Bühnenpräsenz und stimmlichen Macht, wie sie Glen Hansard hat, ist das gar nicht so einfach, aber es gelang ihm gut. Das Bläser-Ensemble verlieh den einzelnen Songs eine ganz neue Dynamik und sorgte für viele spannende Steigerungsverläufe und ekstatische Ausbrüche. Auch entwickelte die Band einen ungewohnt Blues-geprägten Drive, der dem ganzen aber eine sehr interessante Note verlieh und auch mal andere Seiten von Glen zeigte. Ganz spannend war das zum Beispiel, als plötzlich am Ende eines Songs ein Cover von Aretha Franklin’s „Respect“ ertönte und die Band zu einer regelrechten Jam-Session ansetzte. Sowieso waren alle Musiker bester Laune. Glen liess sich immer wieder auf Zwischengespräche mit Leuten aus dem Publikum ein, erzählte seine ausführlichen, meist lustig pointierten Geschichten und scherzte mit seinen Bandmitgliedern. Es tat gut, ihn so entspannt und gelöst zu sehen. Auf seiner letzten Solo-Tour, die er ohne Band bestritt, wirkte sein Auftritt zeitweise bemüht und angestrengt, und das Mikrofon drohte unter seiner Stimmgewalt zu zerbersten. Auch gemeinsam mit Marketa Irglova als Duo „Swell Season“ schien es immer, als würde Glen durch irgendetwas blockiert werden. Nicht so im X-Tra – hier stimme einfach alles. Auch der Zwischenpart gegen Ende des Konzertes, bei dem Glen für ein paar wenige Songs alleine mit Gitarre performte, war wunderbar eingeplant und hatte eine angenehme Länge, bis dann wieder die Band auf die Bühne trat, um kurz darauf das pompöse Finale mit dem wunderbaren Frames-Song „Fitzcarraldo“ zu bestreiten.
Für die Zugaben holte sich Glen noch einmal die bezaubernde Lisa Hannigan auf die Bühne, die jedoch beinahe unterzugehen schien neben Glens Wucht. Trotzdem war das ein herziger Abschied mit ein paar schrullig-schrägen Songs und brachte diesen überraschenden und grandiosen Konzertabend zu seinem würdigen Abschluss.
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