Konzert-Review: Go Go Berlin, 12. Mai 2014 im Eldorado in Zürich

Den Auftakt für diesen überraschenden, schweisstreibenden und äusserst beglückenden Konzertabend machte eine junge Band aus Zürich, deren Namen man sich merken sollte: Manolo Panic gibts seit 2009 und musikalisch sind sie im Indierock einzuordnen.

Frontmann Ramon Margharitis vermag sowohl stimmlich als auch als Person mit viel Engagement und Leidenschaft zu überzeugen. Die Band ist super eingespielt, produziert einen satten, vollen Sound und glänzt mit tollen Ideen im Songwriting. Ausufernde Gitarrensolos, ausbrechende Steigerungsmomente, packende Hooklines, alles ist ideal platziert. Die Kombination ihrer sympathischen Art, der starken Bühnenpräsenz und ihren abwechslungsreichen, eingängigen Songs sorgte für einen spannenden Einstieg und liess bereits gute Stimmung im (leider) noch spärlich vorhandenen Publikum aufkommen. Es tut immer wieder gut, auf dem Schweizer Band-Markt junge Bands zu entdecken, die sogar internationales Potential haben. Ihr Debütalbum Helpless & Strange ist übrigens seit Beginn des Jahres erhältlich.

Dann war es auch schon bald Zeit für Go Go Berlin. Eine Band, die bis vor kurzem in der Schweiz und Nachbarländern noch gänzlich unbekannt war. Umso verwunderlicher, dass die blutjungen Dänen eine Woche zuvor spontan bei „Germanys Next Topmodel“ sowie in der Sendung „Circus Halligalli“ auf Pro7 einen Gastauftritt hatten. Und plötzlich war da ein Name, den man vorerst nur mit ein paar grinsenden Blondschöpfen aus Dänemark in Verbindung brachte.

Nach dem Konzert von gestern Abend im Eldorado fragt man sich jedoch eher, warum diese Jungs nicht schon längst weltberühmt sind und wo sie sich vor allem so lange versteckt haben. Diese Band ist schlichtweg der Wahnsinn, so etwas Gigantisches und Überwältigendes kriegt man von einer so jungen Band wirklich selten zu sehen. Ihr vorantreibender, bluesig angehauchter Rock, der stark von Elementen der 70es geprägt ist, ging sofort ins Blut, da konnte sich keiner entziehen. Gepaart mit dem kräftig kratzigen und verdammt imposanten Stimmorgan des Frontmanns Christian Vium und seinem souveränen, charismatischen und einnehmenden Auftreten ergab das eine Mischung, die im Verlaufe des Abends sowohl bei der Band wie auch im Publikum für ekstatische Ausbrüche sorgte. Und darüber hinaus, nicht nur wegen der abartigen Hitze im Club oder des sexy Hüftschwungs des Frontmanns, bis beinahe zur glückerfüllten Ohnmacht führte. Songs, die beinahe die Decke des Clubs wegrockten, Texte, die berührten und zum Mitsingen animierten, Hooklines, die sich sofort im Gehirn festklammerten, Melodien wie Hymnen, eine Stimme, die willenlos machte… wie hätte dieses Konzert noch perfekter sein können.

Wo im Vorfeld noch kleine Zweifel herrschten, das Eldorado wäre zu klein für diese Band, war bald nur noch Euphorie und Glückseligkeit vorhanden. Da wurden in der ersten Reihe mit dem Sänger begeisterte Ghettofists ausgetauscht, es wurde zusammen gesungen, gelacht und getanzt und das Leben gefeiert. Christian Vium, der auf eine sympathisch unkomplizierte Art das Bad in der Menge sichtlich genoss, liess sich vom Publikum anhimmeln und himmelte genau so auch wieder zurück, bedankte sich mit seinem umwerfenden, selig verschmitzten Lächeln, das wohl nicht nur die Herzen der Frauen höher schlagen liess, hatte mit jedem Ton und mit jedem Wort die Zuschauer immer auf seiner Seite. Der Spass und die Begeisterung waren beiderseits gleichermassen vorhanden und diese aufgelade Energie war einfach überwältigend.

Go Go Berlin werden in den nächsten Monaten durchstarten, das ist wohl kein Geheimnis mehr und leider unvermeidlich. Gestern Abend war die wohl letzte Chance, ein derart intimes und persönliches Konzert der Band zu erleben und jeder, der da war, wird wohl noch lange von diesem erfüllenden Rausch zehren. Ihr Debütalbum gibts übrigens seit April zu kaufen und heisst New Gold.

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