Konzert-Review: Kodaline, 19. Januar 2014 im Komplex 457 Zürich

Die Indie-Popband Kodaline aus Dublin haben sich letztes Jahr am 8. Dezember keine Freunde gemacht – kurz vor geplanter Türöffnung sagten sie das Konzert wegen Krankheit ab. Die Veranstalter taten ihr bestes, um die Fans zu informieren, trotzdem sassen viele bereits im Zug oder Auto, um ans Konzert zu reisen, oder standen schon frierend vor dem Club und seinen verschlossenen Türen. Es war nicht die feine Art, aber die Fans verziehen sehr schnell: Das Konzert wurde nun am 19. Januar nachgeholt und tags darauf gab es sogar noch ein Zusatzkonzert, welches zwar nicht ausverkauft war, aber trotzdem sehr gut besucht.

Die Vorband Baba Shrimps aus Zürich heizten dem Publikum mit ihrem optimistischen und Synthie-getränktem Indiepop ordentlich ein. Sie präsentierten hitverdächtige Songs mit einer ansteckenden guten Laune. Die Stimmung war zum Schluss ihres Gigs so angefeuert, dass man für den Hauptact Kodaline nur das Beste erwarten konnte.

Die Iren traten pünktlich auf die Bühne und legten kommentarlos und zügig mit ihrem Set los – und sogleich war die Stimmung im Club auf dem Nullpunkt. Die ersten paar Reihen, vorwiegend weibliche Mitt-Zwanziger, übertönten die ersten Akkorde beinahe mit ihrem euphorischen Gekreische. Auf so etwas war man irgendwie gefasst, von daher quittierte man es stillschweigend und konzentrierte sich auf die Band. Was sofort auffiel: Das restliche Publikum stand ziemlich unberührt im Raum und beobachtete ziemlich skeptisch, was da auf der Bühne so vor sich ging.

Sänger Steven Garrigan kann man kaum etwas vorwerfen, er machte seine Sache super. Mit dem schmachtenden Dackelblick, mit welchem er garantiert mehrere Frauenherzen in der ersten Reihe brach, der wuscheligen Out-of-Bed-Frisur und seiner wirklich ausserordentlich guten und flexiblen Stimme war er der Glanzpunkt des Konzertes und somit der perfekte Frontmann. Einzig seine Interaktionen mit dem Publikum liessen zu wünschen übrig und beschränkten sich auf kurze, kaum verständliche Sätze oder enthusiastische „Zurich!“-Rufe, die mit weiterem Gekreische gefeiert wurden. Seine Bandmitglieder jedoch drückten die Stimmung auf der Bühne. Sie schienen relativ desinteressiert zu sein, was man nicht nur an ihrem sehr sauberen, routinierten Spiel merkte, sondern auch an ihren Gesichtern ablesen konnte. Ob das eine Masche à la „cooler Indie-Junge“ gewesen sein sollte, sei jetzt mal dahingestellt. Es war jedenfalls nicht förderlich für das Gesamtpaket, das schon zu Beginn des Konzertes auf wackligen Beinen stand.

Erst bei einem ihrer Hits, „High Hopes“, der im letzten Drittel des Sets Platz fand, war der Bann gebrochen und die bis anhin teilnahmslosen und unbeeindruckten Zuhörer klatschten und sangen bis in die letzte Reihe mit. Die Freude währte kurz – Kodaline trat an den Bühnenrand und führte einen Song fast unplugged vor, um danach noch einige Spielereien vorzutragen und mit dem Publikum zu scherzen. Was eigentlich die Qualitäten der Band herausputzen sollte, wirkte in diesem Rahmen im Komplex plötzlich sehr gesucht und verklemmt. Obwohl das Publikum relativ andächtig lauschte, war die Stimmungskurve einmal mehr im Keller.

Den Schluss des sehr kurzen Konzertes (am Sonntag etwa 1 Stunde und 15 Minuten, am Montag beim Zusatzkonzert fiel die Akustik-Session aus und es dauerte nur etwa 65 Minuten) markierte natürlich ihr Riesenhit „All I Want“. Dieser Song kam super an und endlich spürte man doch diese Energie und Leidenschaft, die diese Musiker eigentlich hätte produzieren können. Doch schlussendlich kann man zu diesem Abend nur sagen: Es war ok. Nicht mehr, und nicht weniger. Man hätte sich von einer so jungen, aufstrebenden Band mit derart ohrwurmträchtigen Songs mehr erhofft. Mehr Zugänglichkeit, mehr Power, etwas mehr Kreativität, mehr Spass am Spielen und vor allem ein etwas längeres Konzert, trotz erst einem veröffentlichten Album. Wenigstens als Entschädigung, für die plumpe und viel zu späte Absage beim letzten Mal, als sie hätten spielen sollen.

Wenigstens kamen die Jungs nach dem Gig noch ins Publikum und nahmen sich viel Zeit um Fotos machen zu lassen und Autogramme zu schreiben. Ein kleiner Trost für ein recht mageres Konzert.

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