Es gibt kein Wort, dass auch nur ansatzweise beschreiben kann, was gestern Abend in der St. Jakobshalle in Basel vor sich ging. Was für ein bombastisches Ereignis. Was für ein multimediales Wunderwerk.
Als Support, by the way überpünktlich bünzlig startend um 7 Uhr: Everything Everything. Ihre Musik ist eine sehr spezielle Mischung aus Elektro, 80er-angehauchten Synthies, einer guten Prise Rock, eigenwilliger Perkussion und eindrucksvollen Chorgesängen. Dank dem gut abgemischten Sound in der Halle kamen alle Feinheiten und Facetten wunderbar zur Geltung. Die Band wirkte zwar auf der riesigen Bühne etwas verloren, legte aber eine sehr eindrückliche Leistung hin. Mit Abstand am beeindruckendsten war die Stimme des Sängers Jonathan Higgs. Er scheint ein Meister der Stimmakrobatik zu sein. Mühelos sang er die wildesten Melodien in den höchsten Tonlagen, als wäre er genau dafür geboren worden. Unterstützt wurde er dabei von seiner gut eingespielten Band, die mit wuchtigen Trommelbeats, spannenden und eigenwilligen Gitarrenriffs und vor allem mit unglaublich präzise gesungenen Backgroundvocals eine wunderbare Basis für Higgs‘ Gesangskünste schaffte.
Die mächtige Wirkung, die Everything Everything auf der Bühne haben, ging leider in der grossen St. Jakobshalle unter. Ich hoffe, dass ich die Band in nächster Zeit in einem kleineren Club sehen darf.
Dann, ungefähr um 20.10 Uhr, endlich: Muse. Das monatelange Warten hat ein Ende. Man hatte beinahe das Gefühl, eine Naturgewalt fegt da über die Bühne. Man merkte, dass die Band schon viele Jahre gemeinsam unterwegs ist. Souverän starteten sie ihre fulminante Show, aber deswegen nicht weniger leidenschaftlich – ganz im Gegenteil. Muse wissen ganz genau, was sie tun, aber man merkt, dass viel Herzblut in ihrem Schaffen steckt.
Was neben der gewaltigen Musik ausserdem auch viel Aufmerksamkeit auf sich zog, war die perfekt durchgeplante und genial inszenierte Bühne. Es wurde eine halbrunde Konstruktion aufgebaut, die mit Bildschirmen umsäunt war. Links und rechts befanden sich erhöhte Podeste, auf denen abwechselnd der Bassist und Matthew Bellamy standen, um näher beim Publikum auf den Seitenrängen zu sein und natürlich auch um sich ganz Rockstar-like in Pose zu werfen. Von oben herab, direkt über dem Drummer, ragte eine Pyramide an Bildschirmen herunter, die sich flexibel verschieben liessen. Den Auftritt von Muse kann man insgesamt weniger als Konzert bezeichnen – viel mehr war es ein multimediales Superspektakel. Trotzdem ging die Musik nicht unter. Musik, Bühnenbild und Lichtshow waren so harmonisch aufeinander abgestimmt, dass es ein wahres Vergnügen war.
Die Lichtshow und die Bildschirmeinblendungen waren (ich finde kein deutsches Synonym) mindblowing. Die ganze Show war durchgeplant, aber in ihrer Perfektheit mächtig und absolut beeindruckend. Muse, diese Maschine, die einen gefühlsmässig und musikalisch einfach abdriften lässt.
Songtechnisch haben sie meiner Meinung nach eine klug gewählte Mischung gebracht, es war ein gelungener Querschnitt durch ihr Schaffen. Natürlich fehlten einige Songs (jeder hat ja so seine Lieblinge), aber man kann auch nicht erwarten, dass sie alles bringen. In den gut 2 Stunden Spielzeit wurde wahrscheinlich jeder in der Halle sehr gut bedient und alte Hits sowie neue Songs wechselten sich in einer angenehmen Mischung ab. Einzig zu bemängeln ist für mich, dass Bellamy etwas wortkarg war, aber nicht jeder Sänger ist der geborene Entertainer. Er hatte trotz seiner schweigsamen Art das Publikum von der ersten Sekunde an auf seiner Seite. Und ganz ehrlich, Muse wissen, dass sie cool sind – das dürfen sie auch zeigen. Sie haben lange genug für ihren Erfolg gekämpft. 😉
Es hat sich gelohnt, meine alten Helden von Muse wieder mal live zu sehen. Sie haben in all den Jahren des Erfolgs kein bisschen an Qualität verloren und sind immer noch eine der besten Live-Bands überhaupt. Merci, Takk Productions, für diesen Konzertabend, der uns allen lange in Erinnerung bleiben wird. Und zum Abschluss, weil Muse es am Konzert leider nicht gespielt haben, „New Born“ aus dem Wembley:
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