Konzert-Review Regina Spektor

Jahrelang bin ich nun grosser Fan von Regina Spektor und habe es doch nie geschafft, sie live zu sehen. Diese wunderbar unberechenbare Sängerin mit diesem dezenten Charme und dieser Stimme, die gleichzeitig so fragil und mächtig ist und diese betörend genialen und verrückt instrumentalisierten Songs. Eine perfekte Mischung auf den Studioaufnahmen – doch wie wirkt diese eigenartige und geheimnisvolle Frau live auf der Bühne?

Zuerst kam überraschenderweise ihr Ehemann Jack Dishel alias Only Son als Support auf die Bühne. Mit etwas simplem, aber eingängigem Indie-Rock und spitzbübischen Witzeleien mit dem Publikum schaffte er einen guten Einstieg in den Abend. Jedoch war seine Musik auf Dauer etwas eintönig und nach einer halben Stunde war es dann auch ok, dass er sich bereits verabschiedete.

Regina Spektor trat wenig später ziemlich unscheinbar auf die Bühne. In einem biederen altmodischen Kleid stellte sie sich schüchtern lächelnd an den Rand der Bühne und begann den ersten Song selbstbewusst in den Applaus hinein acapella zu singen – was für ein Erlebnis. Diese gewaltige Stimme, die da aus diesem unscheinbaren Menschen herauskam, warf einen völlig aus der Bahn. Auch nach dem ersten Song, als sie sich an den riesigen Flügel setzte und beinahe drohte hinter ihm zu verschwinden, überraschte sie vom ersten Ton an mit einem Selbstvertrauen, das man ihr gar nicht zugetraut hätte.

Die Songauswahl war geschickt geplant, es war von allem etwas dabei: Mal hier gezielt eine Ballade eingesetzt, dann wieder etwas fröhliches um die Stimmung nicht einbrechen zu lassen, dann wieder ein ganz experimenteller Song und zwischendurch ganz à la Regina, witzig, charmant, unberechenbar, immer wieder originelle und unerwartete Wendungen. Sowohl in der Musik als auch in ihrer unglaublich flexiblen Stimme, die in der tiefen Bruststimme genau so überzeugt wie in einer klassisch perfekten Kopfstimme. Die Gänsehautmomente führten das Publikum durchs ganze Konzert hindurch.
Trotz meiner Begeisterung habe ich ein paar Kritikpunkte, die jedoch nicht wirklich ins Gewicht fallen, aber mich persönlich gestört haben:

  1. Der Lichttechniker war ein absoluter Vollpfosten. Immer wieder änderte er abrupt die Lichtkonstellation, völlig aus dem Song und dem Takt gerissen. Ausserdem waren da zwei LED-Spots hinten an der Bühne, die ins Publikum leuchteten – und scheinbar blendete er damit das gesamte Publikum. Man sah wirklich kaum mehr auf die Bühne, so stark waren die Spots eingestellt. Das betraf sowohl uns, die weiter hinten sassen sowie die vorderen Reihen.
  2. Der Schlagzeuger war zwar fantastisch (übrigens ein Schweizer, Mathias Kuenzli), aber ganz so laut hätte es dann auch nicht sein müssen – manchmal übertönte er alle anderen Instrumentalisten (Cello, Keyboard, Klavier und Regina), was sehr schade war.
  3. Was ich nicht verstanden habe: Warum braucht es neben Regina am Klavier noch einen Keyboarder? Völlig unnötig.
  4. Was ich auch nicht verstanden habe: Warum braucht es neben Regina am Klavier überhaupt noch andere Musiker?
Ganz ehrlich, Regina gefiel mir am besten, wenn sie ganz alleine am Klavier spielte und sang. Gänsehaut pur. Alles andere war beinahe überflüssig… Was auch noch interessant war: Die neuen Songs kamen live extrem gut rüber, während die alten Songs eher ein wenig lasch wirkten. Vielleicht, weil sie diese schon zu oft spielte und zu routiniert war. Wie dem auch sei, es war ein wunderbares Konzert, das allen Zuhörern wohl noch lange in Erinnerung bleibt. Es gab nicht umsonst begeisterte Standing Ovation zum Schluss.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar verfassen