Konzert-Review Sigur Ros

Als ich die Nachricht hörte, dass Sigur Ros an den Musikfestwochen in Winterthur spielen würde, war das für mich wie Weihnachten, Geburtstag, Ostern und alles zusammen auf einmal. Musikfestwochen, das bedeutet ein wunderschönes, romantisches Ambiente in der schmalen Altstadtgasse von Winterthur und perfekt abgemischter Sound – Ideal für die Isländer.

Die Wettervorhersagen für den Samstag Abend waren von mittelschlecht bis extrem schlecht und versprachen viel Regen und nicht mehr allzu angenehme Temperaturen. Das hielt mich jedoch überhaupt nicht ab: Bestens gerüstet für eine Nacht im strömenden Regen pilgerte ich nach Winterhur und wurde mit einem berauschenden und hochemotionalen Abend belohnt.

Der Start mit der Schweizer Band Leech war schon überaus genial. Wir verpassten zwar etwas vom Anfang des Konzertes, wurden dann aber mit epischem und wuchtig melodiösem Postrock empfangen, der einen stark an die Musik von Bands wie zum Beispiel Mogwai erinnerte. Meines Erachtens war es etwas zu laut abgemischt, sogar konzert-trainierte Ohren hielten es kaum ohne Oropax aus. Aber es war ein fulminanter, musikalisch hochstehender und überaus interessanter Auftakt dieses Abends.

Nach Leech kam bald schon Konstantin Gropper alias Get Well Soon auf die Bühne. Schon beim Soundcheck merkte man, dass hier ein absoluter Perfektionist am Werk ist: Der Maestro höchstpersönlich trat auf die Bühne und mischte jedes Instrument und jedes Mikro selbst ab. Kurz darauf begann ein Konzert, das einen wortwörtlich von den Socken haute. Ich hätte nie gedacht, das Get Well Soon live eine solche Spannung aufbauen kann, so rockt, so sympathisch rüberkommt. Jeder Song war auf seine eigene Art und Weise ganz speziell und musikalisch lieferten Get Well Soon (inklusive ganz bezaubernder Sängerin und kleinem, aber grossartigem Bläser-Ensemble) eine hochkarätige Leistung ab. Die Bläser-Einlagen gingen durch Mark und Bein, verursachten viel Gänsehaut und wunderbar magische Momente. Viele Lieder waren sogar absolut tanzbar und schon bald hüpften einige Zuhörer euphorisch mit. Der während dem Konzert einsetzende, wasserfall-artige Regen unterstützte die melancholisch und episch angehauchte Stimmung perfekt. News am Rande, sie haben gerade ihr neustes Album veröffentlicht: Scarlet Beast o’seven Heads.

Und es regnete und regnete als hätte es auf der Welt noch nie geregnet. Aber entgegen allen Erwartungen war die Stimmung in der Steinberggasse fröhlich, ausgelassen und absolut gemütlich. Obwohl beim Konzertbeginn von Sigur Ros schon alle absolut durchnässt und durchgefroren waren, wurde die Band mit einem tosenden Applaus empfangen. Eigentlich kann ich persönlich über Sigur Ros gar nicht mehr viel sagen. Ich liebe sie, und das ist eine Liebe, die man gar nicht in Worte fassen kann. Konzerte von Sigur Ros, das ist eine Welle an Gefühlen, Gefühlen wie Trauer, Freude, Leid, Trost, Wut, Melancholie, Euphorie, alles zusammen, alles auf einmal. Man kann sich dem nicht entziehen, dieser Magie, diesen Klängen, dieser Flut an Emotionen. Man hat das Gefühl zu sterben und gleichzeitig wiedergeboren zu werden. Man könnte gleichzeitig lachen und weinen, und das tut man dann meistens auch. Und sowie mich Sigur Ros bis jetzt an jedem Konzert von Beginn an umgehauen hat, so hat es mich auch am letzten Samstag in Winterthur wieder total umgehauen. Dass sie hauptsächlich das gesamte Takk-Album gespielt haben und kaum Lieder des neuen Albums war mir persönlich sehr recht und würde ich jetzt auch nicht bemängeln, obwohl ich’s seltsam fand. Trotzdem, immer wieder, Sigur Ros, ich habe euch so vermisst und ich hoffe, dass ihr bald, bald wiederkommt.

1 Kommentar

  1. Ich war auch da. Hatte nasse Füße und bin im Tshirt und Shorts fast erfroren. Aber es war so toll! der Wahnsinn. Kann dir nur zustimmen. Die Songauswahl war gut! Und der Abschluss (letzter Song vom ()-Album einfach genial wie man es aus „Heima“ kannte. Genauso geil wie man sich es vorstellt ist es auch live.

    Jetzt überlege ich nach Island zum Reykjavic-Gig zu fliegen 🙂

    Gruß
    Matze

Schreibe eine Antwort zu Anonymous Antwort abbrechen