Konzert-Review Spring Offensive

Was ich gestern Abend im kleinen Parterre Basel sehen durfte, kommt einer Offenbahrung gleich. Was mich erwarten würde mit Spring Offensive wusste ich nur ansatzweise, da die Jungs aus Oxford noch nicht lange gemeinsam unterwegs sind. Meine Erwartungen wurden um Längen übertroffen.

Diese fünf Jungs waren da auf der Bühne, schienen wie dünne Riesen, schlaksig, etwas schüchtern, aber sie standen da an ihren Instrumenten und am Mikro und schmetterten ihre Musik so heftig ins Publikum, dass man sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte und regelrecht erschlagen wurde. Herzstillstände und Gänsehautmomente waren von Anfang an da und begleiteten das Publikum das ganze Konzert hindurch. Erstaunlich, dass die manchmal so sanft daherkommenden Spring Offensive live eine ganz eigene und enorm wuchtige Dynamik entwickeln und damit beinahe schon an Punk- oder Postrockbands erinnern. Neben leisen und flüsternden, hoch emotionalen Stellen explodieren sie plötzlich und völlig unerwartet in ein grandioses Gitarren- und Schlagzeuggewitter und reissen den Zuhörer in völlig neue Welten. Der Schlagzeuger ist ein Gott an seinem Instrument, er beherrscht die komplexesten Rhythmen und weiss die pulsierende und dramatische Musik und Atmosphäre perfekt zu unterstützen. 
Der Sänger ist ein eigenartiger aber sehr liebenswerter Kauz, wirkt ein wenig hyperaktiv und geht völlig in seiner Musik auf. Er singt die Texte mit einer riesigen Portion Leidenschaft, gestikuliert wild mit seinen übergrossen Händen, wiegt sich im dichten Gitarrensound und lässt sich an den rockigen Stellen gehen und tanzt wild über die Bühne – Man hat das Gefühl er lebt in seiner ganz eigenen Welt. Seine Sprüche und Ansagen waren witzig und charmant und sie nahmen sich auch in der Band manchmal ein wenig auf die Schippe, was zeigte, dass sich die Jungs wirklich gerne mögen und es gut zusammen haben. Das merkt man auf der Bühne auch in ihrem perfekten und harmonischen Zusammenspiel. Nicht nur der Sänger brachte dabei seine stimmlichen Qualitäten zum Besten: Die ganze Band kam gesanglich zum Einsatz und legten eine fantastische Leistung hin. Ihre nicht wenigen Acapella-Einlagen (ohne Mikro!) zeigten, dass hier geniale Musiker und Sänger am Werk sind, die ein unglaubliches Potential und eine riesige Kreativität in sich tragen. Sie liessen es sich dann auch nicht nehmen, einen Song unplugged und mitten im Publikum zu performen – danach war wirklich jedem im Raum klar, dass diese Band etwas wirklich ganz besonderes ist. Die Songs sind alle für sich ein kleines Meisterwerk. Hier ist ein überaus intelligenter und leidenschaftlicher Songwriter am Werk, der mit Herz und Seele arbeitet. 

Ein fantastischer und magischer Konzertabend war das gestern Abend, mit einer jungen, dynamischen, enorm talentierten und passionierten Band aus Oxford. Ich hoffe, wir werden noch viel von ihnen hören! Wer sie in der Schweiz live erleben möchte hat die Chance noch einmal in diesem Jahr: Am 8. Juni werden sie am Imagine Festival in Basel spielen (das vollständige Programm wird übrigens nächsten Donnerstag oder Freitag bekannt gegeben).

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