Konzert-Review: The Beards, 14. September 2015 im Dynamo in Zürich

Ein mächtiger Männerchor dröhnt durch den kleinen Gewölbekeller vom Dynamo in Zürich. Sie schreien beschwörend nach Bärten – Beards! Beards! Beards! Und man fragt sich keine Sekunde lang, warum. The Beards aus Australien haben ihre Religion, in der sie Bärte verehren, zur absoluten Perfektion getrieben. Jeder Song, jedes Album, jeder Satz dreht sich um die Haarespracht im Gesicht des Mannes. Was in ihrem Gründungsjahr 2005 zuerst als Gag mit ein paar lokalen Konzerten in ihrer Heimat begann, entwickelte sich zum Selbstläufer. Mittlerweile touren die Jungs ununterbrochen durch Australien und haben auch schon ein paar erfolgreiche Europa-Tourneen hinter sich.

Nun könnte man meinen, dass ein Konzert, welches sich in komödiantischer Manier und Bärte-verehrender Attitüde ausschliesslich (und wirklich nur) um Bärte dreht, mit der Zeit an Spannung verliert. Aber weit gefehlt! Denn hinter der äusserst unterhaltsamen Comedy-Fassade à la Tenacious D steckt ein gewaltiger musikalischer Anspruch. Stilistisch irgendwo zwischen 80er- und 90er-Jahre Rock angesiedelt zeigten The Beards eine faszinierende Vielfalt an Songs und rockten ungebremst über die Bühne. Sie schafften mit dramatischen Gitarren- und Orgel-Soli, Saxophon-Einlagen, Chorgesängen, lustigen Geschichten zwischen den Songs und stetigem Einbezug des Publikums einen spannenden, stimmigen, hochstehenden und richtig, richtig spassigen Konzertabend.

Es gelang den verrückten, bärtigen Australiern, dass von ihrer haarigen Leidenschaft alle im Publikum angesteckt wuden und so mancher glattrasierte Mann sich nach solch prächtigem Gesichtshaar zu sehnen begann. Es wurden Männer (und auch Frauen) zu ihren Bärten im Publikum per Handschlag und Schulterklopfen beglückwünscht, immer wieder fasste man sich gegenseitig andächtig und bewundernd ins zerzauste Barthaar, man zelebrierte die Männlichkeit in ihrer wunderschönsten Form. Zu ihrem 10-jährigen Bandbestehen gaben The Beards ein sensationelles Konzert in Zürich und es bleibt nur zu hoffen, dass sie schon bald wieder zurück nach Europa kommen, um den Bärten ihren gebührenden Respekt zu zollen. In diesem Sinne: No Beard – No Good.

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