Konzert-Review the Veils,
16.6. im Stall 6 in Zürich

Nicht nur die hochsommerlichen Temperaturen brachten an diesem späten Sonntag Abend das Publikum zum Schwitzen: Auch The Veils heizten dem Stall 6 in Zürich so richtig ordentlich ein.

Ihrem Ruf als meist unterschätzte Band wurden sie damit einmal mehr gerecht. Schon vom ersten Ton an überzeugten The Veils mit einem satten, klar definierten Sound. Trotz der stark instrumentalisierten Songs schaffte es Sänger Finn Andrews stets mit seiner kräftigen und melancholischen Stimme darüber zu triumphieren. Ihr Musikstil ist schwer zu beschreiben, denn Andrews bedient sich beim Songwriting zahlreicher Elemente diverser Stile. Am besten vergleicht man sie wohl einfach mit Bands: Sie sind eine wilde Mischung aus Joy Division, Nick Cave, Jeff Buckley und The Smiths mit einer winzig kleinen Portion Optimismus. Kann man sich darunter etwas vorstellen? Wenn nicht, muss man die Band auf jeden Fall einmal live erleben. Diese enorm hohe Qualität auf der Bühne findet man sonst selten bei so jungen Bands.

Etwas fiel jedoch markant auf: Schon beim Anhören des neuen Albums, Time stays, We go, wurde klar, dass The Veils zwar immer noch rocken können, aber eindeutig etwas sanftere Töne angeschlagen haben. Diejenigen, welche die Band schon länger kennen und vor allem ihr Prachtswerk, das Album „Nux Vomica“, die hatten beinahe zu grosse Erwartungen für diesen Abend im Stall 6. Es wirkte stellenweise, als würden sie mit angehaltener Handbremse losfahren wollen. Da war eine unglaubliche Kraft, die aber gebremst wurde. Die neuen Songs wirkten beinahe fad und abgedroschen im Gegensatz zu den alten, mächtigen und wuchtigen Songs, die Andrews gegen Ende des Konzertes vermehrt ins Set einfliessen liess und auch den Zugabenblock damit schloss. Als Andrews zum ersten Mal zu einem seiner „alten Hits“, nämlich zum gewaltigen Song „Not yet“ ansetzte, wurde diese Kraft ausgelöst und explodierte förmlich im Raum. Sie haben durchaus das Talent, den Zuhörer mit ihrer Musik zu erschlagen, aber an diesem Abend gelang ihnen das nicht ganz. Ein kleiner Wermutstropfen, denn ansonsten war das Konzert einmal mehr typisch The Veils, einfach eine Wucht. Und wer diese Magie zum ersten Mal erleben durfte und nicht schon von Nux Vomica „verdorben“ war, der war ziemlich sicher hin und weg.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass auf ihrer grosszügig angelegten Europatour etwa jedes zweite Konzert ausverkauft ist. Trotzdem haben sie noch nicht die Anerkennung, die sie verdient hätten. Vielleicht ist das aber auch besser so und beschehrt uns noch viele tolle Alben und Konzerte der Neuseeländer.

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