Es ist schwierig, über das Konzert von The War on Drugs am 31. Oktober im Kaufleuten ein handfestes Review zu schreiben. Falls man nämlich nicht absolut zeitig eingetroffen war und es somit noch in den vorderen Bereich des Clubsaals geschafft hatte, verbrachte man den sehr frühen Konzertbeginn kurz nach 20 Uhr entweder draussen wartend in der Schlange zum Einlass oder sah sich gezwungen, das Konzert aus dem Foyer zu bestaunen – es gab nämlich kein Durchkommen mehr. Bis ganz hinten zur Eingangstür zum Saal stand das Publikum dicht gedrängt, beinahe schon aneinander klebend, es gab keine Chance, auch nur wenige Meter in den Raum zu kommen – ausser man quetschte sich mühselig durch einen Haufen wütender, nörgelnder Zuschauer, nur um danach irgendwo im Nirgendwo zu stehen, ohne Bewegungsfreiheit und ohne Blick nach vorne. Ein ernüchtender und stressiger Konzertbeginn für eine Band, die eigentlich vollste Aufmerksamkeit verdient hätte.
Soweit man das mitbekommen konnte, waren The War on Drugs in äusserst guter Spiellaune, ihren zeitgenössischen Americana-Sound jagten sie nämlich präzise, zielsicher und routiniert durch die Boxen. Sänger Adam Granduciel wendete sich immer mal wieder ans Publikum und führt mit seinem ruhigen, hauchenden Gesang wie ein roter Faden durch die Songs. Zeitweise erinnerte sein Gesang sogar an den jungen Bob Dylan. Generell fühlt man sich beim Hören ihrer Lieder stets in eine ältere Zeit zurückversetzt und live kam diese Stimmung noch viel stärker rüber. Man merkte gut, dass sich The War on Drugs in ihrem Musikstil gerne bei alten Legenden wie Dylan, Springsteen oder Young bedienen und das grosse Talent besitzen, diese Elemente mit ihrer ganz eigenen, modernen Note versehen. Diesen Hauch von Rock’n’Roll der 70er-Jahre erhöhten die Jungs am Konzert zusätzlich mit ihren schier endlosen, ausufernden Gitarren-Soli, die den Saal bis auf den letzten Meter ausfüllten und wohl für einige Gänsehaut-Momente sorgten.
Angeblich hatte es auch noch einen Saxophonisten auf der Bühne – was der da zu suchen hatte, war nicht ganz klar. Hören konnte man das Instrument live jedenfalls nicht. So blieb an diesem Abend ein recht bitterer Beigeschmack zurück, aus diversen Gründen. Es ist schade, wenn die Konzerte wegen nachfolgender Parties mittlerweile so früh beginnen, dass man nach Arbeit und Anreiseweg kaum pünktlich zum Konzertbeginn da sein kann. Das ist mühsam für das Publikum und respektlos gegenüber den Musikern. Es ist nervig, wenn der Saal beinahe zu platzen droht wegen der enormen Menschenflut – ausverkauft hin oder her. Man könnte ruhig ein paar weniger Nasen reinlassen, es wäre für alle Beteiligten von Vorteil. Es stellte an diesem Konzertabend leider die Hauptfiguren des Abends total in den Schatten – The War on Drugs, die eigentlich ein ganz tolles Konzert abgeliefert haben.
Kommentar verfassen