Konzert-Review Woodkid

Das Wort „episch“ beschreibt wohl am besten, was man gestern Abend im Rossstall der Kaserne Basel an Eindrücken erleben durfte. Der Newcomer Woodkid gab sein allererstes Konzert in der Schweiz. Was man da auf der Bühne antreffen würde wusste niemand so recht, denn bis jetzt war die musikalische Arbeit von Yoann Lemoine (alias Woodkid) ein kleines Mysterium. Das Multitalent arbeitete bereits als Regisseur, Fotograf, Künstler und Komponist für andere Künstler und arbeitet erst seit kurzem auch als Sänger und Musiker. Sein Debut-Album kündigt er für den Herbst 2012 an – jedoch weiss man darüber nichts genaueres. Einige Youtube-Clips geistern bereits auf YouTube herum, geben aber nur einen kleinen Einblick in die Vielseitigkeit Woodkids. Obwohl er viele verschiedene Projekte gleichzeitig angeht, ist er ein Perfektionist mit ausserordentlicher Genialität und nimmt jedes seiner Vorhaben sehr ernst. Mit dieser Ernsthaftigkeit komponiert er auch seine Musik – heraus kommt dabei ein schwermütiger, energiegeladener und einnehmender Musikstil, den man in dieser Art bis jetzt noch nicht oft gehört hat.
Für Aufsehen hat er vor einiger Zeit mit dem Titelsong für das neuste Assassin’s Creed Game gesorgt – Iron. Dieser dürfte wohl einigen bekannt sein. Diese Bekanntheit kam ihm gestern Abend jedoch nicht unbedingt zu Gute. Der Rossstall war zwar sehr gut gefüllt, aber man merkte bald, dass die Mehrzahl der Zuhörer nicht wirklich interessiert waren an Woodkid als Künstler und Musiker, sondern einfach nur „ihren“ pompösen und Trommel-gewaltigen Song hören wollten. Das merkte man unter anderem daran, dass das Publikum unentwegt in voller Lautstärke vor sich hin plapperte und keine Notiz nahm von der betörenden Stimmgewaltigkeit Yoann Lemoine’s oder dem Gänsehaut verursachenden Bläser-Ensemble, ganz zu schweigen von den rhythmisch absolut perfekten Drummern, welche die Bühne rechts und links flankierten. Das war äusserst schade, und hätte ich die Gelegenheit gehabt, ich hätte das Publikum ordentlich in die Schranken gewiesen. So etwas ist über alle Massen respektlos.

Auch abgesehen von seinen Hits, die bis jetzt auf Facebook und auf YouTube herumschwirren, ist Woodkid ein grandioser und gefühlvoller Komponist. Er schafft gemeinsam mit sanften Klavierbegleitungen und seiner warmen, einnehmenden Stimme sphärische und verträumte Welten, lässt sein Bläser-Ensemble dabei immer mal wieder ein wunderbares, berührendes Intermezzo darbieten, lässt seine Drummer in ekstatische Gewitter ausbrechen und schwelgt dabei selber immer wieder verträumt in seinen Klängen oder hüpft wild über die Bühne im donnernden Ausbruch seiner Musiker. Er ist ausserdem ein geschickter Dramatiker: Sein Konzert begann er leise, sanft, fast schüchtern stand er auf der Bühne und kam nur schwer gegen die Unruhe im Publikum an. Das tat jedoch seiner guten Stimmung scheinbar keinen Abbruch. Er steigerte sich im Verlauf des Konzertes immer mehr, haute auch bald seinen Hit „Iron“ raus und liess auch danach die Spannung nicht abbrechen, jagte noch pompösere und rasantere Songs hinterher. Sein per Teaser angepriesener Song „Run Boy Run“ fegte zum Schluss das Publikum weg – der Song wuchs und wuchs, bis er in einem Trommel-Inferno endete, das niemanden im Raum still stehen liess. Als Zugabe bewies er dann noch endgültig, dass er auch als Sänger überzeugen kann, indem er Iron als ganz reduzierte Version nur mit Klavier und Trompete vortrug – und endlich war es im Publikum einigermassen ruhig.

Ein wunderbares Konzert mit grossen Emotionen – Ich hoffe, dass er bald seine CD rausbringt und damit auch bald wieder in die Schweiz kommt.

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