Dieses Jahr haben die Musikfestwochen Winterthur einmal mehr bewiesen, dass sie ein unglaublich gutes Händchen haben, wenns um die Bands geht. Neben dem vielseitigen kostenlosen Programm gab es dieses Mal wieder drei kostenpflichtige Abende mit Sophie Hunger und Element of Crime, Glen Hansard und Travis und zu guter Letzt zum Abschluss Sportfreunde Stiller und Casper.
Alle drei Abende waren auf ihre Art etwas ganz Spezielles, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen. Die Musikfestwochen sind jedes Jahr wieder grandios und ein riesiges, entspanntes und tolles Fest! Aber wer mich musikalisch absolut überrascht hat, war Glen Hansard. Ich habe ihn nun doch schon öfter live gesehen, entweder solo, als Swell Season mit Marketa Irglowa oder mit Band – aber dieser Glen Hansard da am Samstag in der Steinberggasse in Winterthur, das war ein ganz anderer als sonst! Gelöst und fröhlich tanzte er wild und ungehemmt quer über die ganze Bühne, ja, tanzte – und ja, wild! Mit herumschwingenden Ärmen und einem breiten Grinsen übers ganze Gesicht hüpfte der sonst so kontrollierte und melancholische Glen vor dem Publikum herum. Kein Wunder, mit diesem kraftvollen und äusserst genialen Orchester im Hintergrund! Die Streicher- und Bläser-Ensemble sorgten für eine mitreissende Stimmung und einen druckvollen Sound, dem man sich nicht entziehen konnte. Das Set begann er relativ ruhig mit eigenen Songs von seinem Debutalbum Rhythm and Repose, liess dann ein paar Hits von Swell Seson einfliessen und dekorierte das Ganze mit fetzigen und geschickt ausgesuchten Covern. Zum Beispiel mit „Respect“ von Otis Redding, das den Damm zum Publikum brechen liess und alle begeisterte. So begeistert ging es dann auch weiter: Vom ersten Lied an beherrschte ein stetiger Steigerungsverlauf das Konzert, die Stimmung in der Band und im Publikum wurde immer ausgelassener und beinahe elektrisierend. Und zum pompösen Schluss brachten sie ein Marvin Gaye-Cover vom Song „Baby, don’t do it“. Und das, also das war wirklich nicht mehr zu toppen. Nicht mehr! Ich wäre vor Freude und geballter Emotion beinahe explodiert. Und wer es nicht selber live gesehen hat, wird es kaum nachvollziehen können. Aber hier trotzdem ein Live-Video von dem Song:
Wer mich dieses Jahr etwas enttäuscht hat, war Sophie Hunger. Abgesehen davon, dass sie mir früher mit ihrer depressiven und soziopathischen Art viel besser gefallen hat, wirkte sie stimmlich überhaupt nicht in topform. Die starken Musiker übertönten die Sängerin stellenweise um ein Vielfaches und liessen das Ganze so regelrecht auseinanderfallen. Auch fand sie den Zugang zum Publikum nicht wirklich und ausser ein paar euphorischer „Winterthur!!!“-Rufe ihrerseits, auf die natürlich Gekreische und Applaus folgten, fand kaum Kommunikation mit dem Publikum statt. Schade, denn von der Sängerin ist man sonst anderes gewöhnt…
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