Zürich Openair 2016 – Zusammenfassung Tag 1 + 2

Man sollte ja eigentlich meinen, dass das Zürich Openair langsam aber sicher seine Kinderkrankheiten überwunden haben müsste – dies ist leider noch nicht ganz der Fall. Am ersten Tag verärgerten die Organisatoren die Besucher, in dem sie erst eine halbe Stunde nach erstem Konzertbeginn das Konzertgelände öffneten, diverse Elemente noch nicht fertig aufgebaut waren und ausserdem sämtliche Sitzgelegenheiten fehlten. Auch sorgte das Bändel-Chip-System sowohl beim Einlass wie auch beim Bezahlen an beiden Tagen für einige Schwierigkeiten. Ich zum Beispiel kam am zweiten Tag nicht mehr ins Gelände, da ich angeblich nicht ausgecheckt hatte am Abend zuvor – was aber nicht der Fall war (war schliesslich gar nicht möglich, man kam nur mit Chip-Einlesen wieder raus).

Jedenfalls finde ich, zusammengefasst, ist das Jammern auf hohem Niveau, aber halt sehr ärgerlich, vor allem weil die erste Band Yokko vor einem beinahe leeren Konzertgelände spielen musste. Nun aber ein kleines Review zu den ersten beiden Tagen. Ich war am Mittwoch um 18.40 Uhr auf dem Gelände und am Donnerstag um 17.50 Uhr, weshalb ich folgende Bands verpasst habe: Yokko, Public Service Broadcasting, The Neighbourhood, Al Pride und Klaus Johann Grobe. Ausserdem habe ich M83 in der Mittwoch Nacht ausfallen lassen, da bereits live gesehen und nicht so Fan.

Tag 1

CHVRCHES

Elektropop – wem’s gefällt. Ich fand es ziemlich langweilig und eintönig. Abgesehen davon, dass die Stimme der Sängerin über die Anlage ziemlich quietschig und nervig rüberkam. Weiss eigentlich jemand, wie man den Namen ausspricht?

The Last Shadow Puppets

Ihr Konzert am ZOA16 wurde von Kritikern ziemlich hochgehalten. Ich bin da nicht ganz einer Meinung mit meinen Mitschreiberlingen. Die britische Band rund um Arctic Monkeys-Frontmann Alex Turner hatten ein Streicher-Ensemble dabei, was einen interessanten, beinahe intimen Rahmen bot für ihr Konzert. Jedoch gingen die Streicher im Verlauf des Konzerts mehrheitlich unter zwischen dem Schlagzeug- und Gitarrengetöse. Ihr Britrock, angehaucht mit Elementen aus Western und Country-Folk, ist auf Dauer dann leider auch etwas eintönig. Ansonsten boten die Jungs aber eine gute Show, die im Publikum bestens ankam.

Foals

Die Foals habe ich jetzt doch schon ein paar Mal live gesehen und war eigentlich immer begeistert. Doch am Zürich Openair mochten sie mich nicht wirklich vom Hocker reissen. Es kann auch sein, dass die Zeltbühne die Schuld trug, da ich die Zeltbühne nicht so sehr mag am ZOA. Vor allem eine Band wie die Foals braucht einen grossen Raum um sich zu entfalten, somit wäre die Hauptbühne eigentlich ideal gewesen. Jänu – ich glaube grundsätzlich war das Publikum ziemlich zufrieden mit diesem energiegeladenen Gig. Schliesslich fehlte auch keiner ihrer Hits, das Set war somit perfekt für ein Festival.

Die Antwoord

Bei dieser südafrikanischen Band wusste ich bereits, was mich erwarten würde, ich habe sie jedoch noch nie live gesehen. Ich muss schon sagen: Was sie musikalisch an Trash bieten, überbieten sie noch an Trash mit ihrer Show, aber das Gesamtpaket bei dieser seltsamen und verrückten Bandkombo stimmt einfach bis ins letzte Detail. Und genau diese Stimmigkeit sorgte dafür, dass dieses Konzert bis jetzt für mich eines der Highlights vom ZOA16 war.

 

Tag 2

Edward Sharpe & The Magnetic Zeros

Eine Hippie-Band wie aus dem Bilderbuch: Peace, Love und folkige Gute-Laune-Musik, so das Credo der Truppe. Nun war man am Konzert am ZOA etwas überrascht darüber, dass die Band ein total uninspiriertes Konzert bot. Was einem bald auffiel: Die Frau auf der Bühne fehlte. Als dann Sänger Alex Ebert vor ihrem Superhit „Home“ erwähnte „Yes, it’s true: she left“, war dann auch klar, weshalb der Frontmann so dermassen neben den Schuhen stand. Völlig unerwartet und ohne offizielle Begründung wurde seine Mitmusikerin Jade Castrinos kurz vor Beginn der momentanen Tour aus der Band geworfen (hier ein Artikel dazu). Scheinbar ziemlich rüpelhaft per E-Mail, wie die Sängerin via Social Media verlauten liess. Seltsame Geschichte, und man kann nicht leugnen, dass Jade bei der Performance in Zürich deutlich fehlte.

Dua Lipa

Dua Lipa hatte mit dem Auftritt am ZOA ihren ersten Auftritt überhaupt in der Schweiz, daher wurde ihr Erscheinen natürlich in hohem Masse gefeiert. Jedoch kann ich mit diesem elektronischen Retorten-Pop einfach wirklich nicht viel anfangen… Für Freunde dieses Genres bestimmt eine ganz tolle Performance, für mich einfach nur langweilig.

Amy MacDonald

Die liebe Amy, man muss sie einfach gern haben. Die sympathische Schottin bietet gemütlichen, manchmal rockigeren Folkpop, immer dominiert von ihrer eingängigen und speziellen Stimme. Ihr Auftritt war routiniert und unspektakulär, hat aber im grossen und ganzen Spass gemacht. Zum Schluss gab’s sogar noch eine Luftschlangen-Dusche fürs Publikum, was ein sehr schöner Abschluss des Konzerts war.

Jack Garratt

Der junge Sänger und Multi-Instrumentalist Jack Garratt bot eine beeindruckende Show, auch wenn die Musik wieder nicht so mein Fall war. Ich habe ihn nicht gesehen, nur gehört, da ich auf der Terrasse vom Feldschlösschen Turm stand. Jedoch wurde mir gesagt, dass er das ganze Set ganz alleine auf der Bühne bestritt mit Drumcomputer, Keyboard und Effektpedalen. Die Show war sehr energiegeladen und solide.

The Chemical Brothers

Obwohl scheinbar das ganze Publikum schier durchgedreht ist ob der chemischen Brüder, hat mich persönlich dieser Act total kalt gelassen. Es hätte gerade so gut niemand auf der Bühne stehen müssen. Oder der Samichlaus. Es wäre niemandem aufgefallen. Da hat jemand pünktlich um 21.30 Uhr auf seinem iPod den Play-Button gedrückt und pünktlich um 23 Uhr wieder auf Stop gedrückt. Dazwischen ein paar coole Licht- und Video-Effekte, und fertig war der Salat.

Sigur Ros

Sigur Ros, die eigentlich um 22.45 Uhr bereits hätten starten sollen, warteten zum Glück mit ihrer Show bis 23 Uhr, bis die Chemical Brothers ihr unglaublich lange dauerndes und lautes Set dann endlich beendet hatten. Völlig verständlich, denn man hätte auf der Zeltbühne, die sehr nahe an der Hauptbühne steht, sein eigenes Wort nicht verstanden. Doch sobald der letzte Ton auf der Hauptbühne dann verklungen war, ging es los mit den Isländern. Einmal mehr bewies die Band, dass sie ihren eigens kreierten Musikstil zur Perfektion getrieben haben. Sowohl Bühnenbild im Zusammenspiel mit der Lichtshow wie auch musikalisch waren diese knapp eine Stunde und zwanzig Minuten ein Erlebnis der ganz besonderen Art, welches, wie so oft, in ihrem phänomenalen, epischen Song „Popplagið“ gipfelte. Schade, waren sie nicht offizieller Headliner auf der Hauptbühne, das wäre für mich der ideale Tausch gegen die langweiligen Chemical Brothers gewesen. Auch hier: Jänu! Sigur Ros spielen immer mal wieder in der Schweiz, hoffentlich nächstes Mal wieder eine Clubshow in voller Länge wie damals im Volkshaus oder so, wäre schön!

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen tollen Bericht.
    Normalerweise sagen mir viele Bands vom Namen her nichts. Aber ich war wirklich erstaunt, dass ich hier ein paar Headliner kannte :-). Ganz besonders freut es mich, dass Amy McDonald auf dem Festival gespielt hat. Ich kann mit ihrer Art zu singen zwar nicht viel anfangen, habe aber noch im Kopf, dass es ihr vor ein paar Jahren gesundheitlich nicht gut ging.
    Das mit der Organisation klingt wirklich etwas haarsträubend. Ich hoffe, es wird nächstes Jahr besser.
    viele Grüße
    Emma

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