Albumkritik: Midlake – Antiphon

Nachdem im November 2012 Sänger und Frontmann Tim Smith die Band Midlake verlassen hatte, haben die Pioniere des modernen Folks innerhalb von nur 6 Monaten ein neues Album herausgebracht, dass die Band auf dem Folk-Podest erneut ein Treppchen höher steigen lässt. Antiphon geizt nicht an musikalischen Juwelen und zeigt, dass Midlake in den letzten Jahren nichts an ihrem Reiz verloren haben.

Midlake kommen ursprünglich aus Texas. Diese amerikanische Region ist bekannt für enorme Weite, wuchtige Bergmassive und ihre trockene, karge Flora. Diese Eigenschaften verkörpert der Einstiegssong „Antiphon“ vom gleichnamigen Album von Midlake perfekt. Der zugängliche Opener macht es einem angenehm leicht, sich sofort auf den melancholisch angehauchten und sphärischen Alternativ-Rock der Band einzulassen und erinnert an die Kraft ihres Hits „Roscoe“. Man wähnt sich vom ersten Ton an auf einem endlosen Highway durch die texanische Landschaft und kostet jeden Kilometer der Fahrt genüsslich aus.

Antiphon ist ein äusserst stimmiges Werk, obwohl man der Band fehlende Konsequenz und Beständigkeit noch nie vorwerfen konnte. Wenn man aber genauer hinsieht und Vergleiche zu ihren Vorgängeralben zieht, merkt man deutliche Veränderungen. Wenn man Antiphon zum Beispiel mit Trials Of Van Occupanther vergleicht, fällt einem auf, dass die Country-Elemente weggelassen wurden und die Musik durch einen stärkeren elektronischen Einschlag geprägt ist und insgesamt rockiger voranschreitet. Auch wurde vermehrt Wert auf Chorgesang gelegt. Im Vergleich mit dem Vorgänger Courage of Others, welches ein sehr düsteres, psychedelisches und sperriges Album war, ist der Bruch noch drastischer spürbar.

Die Songs auf Antiphon strahlen insgesamt eine sehr starke Ruhe und stilistische Konstanz aus, die man bis jetzt von Midlake noch nicht so konsequent aufgetischt bekam. Ihre musikalische Herkunft, die auf Jazz und Funk zurückzuführen ist, sorgte stets dafür, dass das alte Material unruhiger und weniger einheitlich daherkam. Diese spürbare Unbändigkeit ist auf Antiphon gänzlich verschwunden und weicht einer intensiven Harmoniespanne, ein roter Faden, der sich durchs ganze Album zieht.

Diese herrschende Harmonie driftet jedoch nie in Langeweile oder Monotonie ab. Um das zu verhindern, hat sich unter anderem der Schlagzeuger einiges einfallen lassen und dekoriert die Songs mit viel Leidenschaft und Seele. Genau so belebend wirkt der plötzlich ausufernde Instrumental-Part beim Song „Vale“. Dieser explosionsartige Ausbruch sticht aus der ruhigen Übermacht so frappant hervor, dass die überwältigende Wirkung sich ins Unermessliche steigert.

Midlake liefern mit Antiphon ein Album ab, das auf der ganzen Linie überzeugt und Lust auf mehr macht. Fans kommen damit voll auf ihre Kosten, genau so wie Diejenigen, welche die Band bis jetzt noch nicht kannten. Man erlebt ein anhaltendes Gefühl der Spannung und Erwartung, als befände man sich in der Ruhe vor dem grossen Sturm. Fazit: Ein grosses Werk mit viel Klasse und tollen Songs voller Energie – ein idealer Begleiter in den kalten Wintermonaten!

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