Konzert-Kritik: Who Killed Bruce Lee, 23. November 2016 im Eldorado in Zürich

Das Eldorado war locker gefüllt an diesem unscheinbaren Mittwoch Abend, die Stimmung unter den anwesenden paar Nasen ruhig und angenehm. Niemand hätte wahrscheinlich zuvor geglaubt, dass man die folgenden gut 1.5 Stunden in purer Ekstase herumtanzen und -hüpfen würde. Who Killed Bruce Lee, die in ihrer Heimat bereits für einiges Aufsehen sorgten, sind in der Schweiz noch ein absoluter Geheimtipp – jedoch machten sie ihrem vorauseilenden Ruf als grandiose Liveband in Zürich wirklich, wirklich alle Ehre.

Die vierköpfige, ursprünglich aus dem Libanon stammende, bärtige Band widmet sich musikalisch einer erfrischenden und vielseitigen Mischung aus Dance-Punk, Elektro, Blues und Indierock. Angeführt wird die Truppe von Wassim Bou Malham, der stimmlich jedem gestandenen Metal-Sänger die Show stehlen würde. Mit einer unglaublichen Range, sowohl im hohen Schrei-Bereich wie auch in tieferen Lage mit einem warmen Timbre ausgestattet, überzeugte er den ganzen Abend mit einer Topleistung. Diese Topleistung vollführte er sowohl als Sänger wie auch als Entertainer. So sprang er schon ziemlich früh zu Beginn des Sets ins Publikum, um die ersten paar Reihen zu animieren und erzählte zwischen den Songs Anekdoten aus der Heimat. Später verteilte er Instrumente unter den Leuten, bewegte zu Mitsingparts und brachte die schüchterne Schweizer Meute sogar irgendwann dazu, näher an die Bühne zu treten und sich vom schützenden Dunkel in Bar-Nähe zu entfernen. Das Ganze gipfelte zuletzt mit ihrem Hit „Young Love“ in einer wild ausbrechenden Sitz-La-Ola. So forderten Who Killed Bruce Lee, in Kurzform WKBL, von ihrem Publikum einiges an sportlicher Leistung und Ausdauer, und dem konnte man sich nicht entziehen, egal wie sehr man sich dagegen zu wehren versuchte (oder sich mit einem verstauchten Zeh rumschlagen musste). Egal ob dahinpreschende Gitarrensoli, messerscharf sitzend abgemischte Drums, einnehmender Gesang des Frontmanns oder Show-Einlagen des humoristisch versierten Keyboarders (inklusive Rap-Einlage) – an diesem Abend stimmte einfach das Gesamtpaket.

So hatte dann die Band irgendwann keine Songs mehr im Repertoire und man rang nach diesem gewaltigen, energiestrotzenden Gig gemeinsam nach Luft, mit Schweissperlen auf der Stirn und seligem Lächeln auf den Lippen und den letzten, verklingenden Gitarrenriffs im Kopf nachlauschend. Und während das Eldorado noch erschöpft vor sich hin dampfte, liessen Band und Publikum den Abend bei vielen herzlichen und spannenden Gesprächen und ein paar Bierchen ausklingen.

Ihr letztes Album, „Distant Rendezvous„, ist übrigens seit Februar diesen Jahres erhältlich. Der Sänger versprach ausserdem, dass Who Killed Bruce Lee im März oder April 2017 wieder in der Schweiz spielen würden. Man darf sehr gespannt sein, was diese sympathische und vielversprechende Band hierzulande noch alles erreichen wird.

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