Konzert-Review: Rufus Wainwright, 31. März 2014 im Volkshaus Zürich

Die Verwirrung war gross: Konzertbesucher, welche ihre Tickets schon lange gekauft hatten und diese auf dem Balkon des Volkshauses gebucht haben, erlebten eine grosse Überraschung, als sie eben diesen betreten wollten: Er war nämlich gesperrt. Die freundlichen Platzanweiser staunten ebenfalls, als man die Balkontickets zeigte mit der Frage, wo man denn nun sitzen soll. Es war ja schliesslich noch nicht der 1. April! Angeblich wäre man per E-Mail über eine Umplatzierung informiert worden… Wie dem auch sei, das Geld war bezahlt, aber Plätze hatten wir offensichtlich keine. Wir setzten uns nach einigem Herumgeirre dann schliesslich einfach auf zwei freie Plätze in der zweiten Reihe und waren froh, dass im Verlaufe des Konzertes niemand Besitzansprüche stellte.

Den Support bestritt an diesem Abend Rufus‘ Schwester Lucy Wainwright Roche und am Ende des Abends würde sie sich als grosser Lichtpunkt des Konzerts entpuppen – aber nun von vorne: Lucy ist eine wunderbare Person. Witzig, charmant und eloquent führte sie durch ihr kurzes Set, welches hauptsächliche eigene Songs, aber auch zwei Cover beinhaltete. Mit engelsgleicher und glasklarer Stimme trug sie ihre ruhigen, bittersüssen Lieder vor und liess das Publikum still und leise vor sich hinträumen, um aber nach den Songs sogleich wieder herumzuspassen und die Zuhörer mit frechen Sprüchen aus ihrem Delirium zu holen. Ihr Album There’s a Last Time For Everything gibts bei uns seit letztem Oktober zu kaufen.

Die Hauptperson dieses Abends, Rufus Wainwright, trat kurz nach 9 Uhr auf die Bühne, verbeugte sich hastig am Bühnenrand und setzte sich sofort an den riesigen Steinway & Sons-Flügel. Ohne grosse Begrüssung gings los mit dem angekündigten Best-of-Set im Rahmen seines kürzlich erschienenen Albums Vibrate. Als begnadeter Pianist und ebenso talentierter Sänger zeigte er scheinbar mühelos einen ausgedehnten Querschnitt durch sein Schaffen, machte viel Werbung für seine Platten und bewarb seine aktuellen Projekte, unter anderem seine neue Oper „Primadonna“ und die dazugehörende Pledge-Aktion (Crowdfunding).

Jedoch kam, trotz der einmal mehr grossartigen musikalischen Leistung des Ausnahmekünstlers, keine richtige Stimmung zustande. Das Programm wirkte lieblos zusammengestellt, eine grosse Monotonie schlich sich spätestens nach dem dritten Lied ein, sichtlich uninspiriert leierte Rufus seine Songs herunter und es fehlte schlichtweg an etwas sehr elementarem: Mitmusiker. Rufus‘ träge und nasale Stimme, die er an diesem Abend meist mit gleichviel Druck herausschallen liess und wenig Intonation hervorbrachte, hätte ein wenig Abwechslung neben Klavier- und Gitarrenbegleitung vertragen können. Denn dieses Pompöse und Prunkvolle, das er mit orchestralen Elementen und ausgeklügelter Instrumentalisation auf den Studioalben schafft, gelang ihm alleine nicht zu erzeugen. Als gegen Mitte des Sets Rufus‘ Schwester Lucy als Liza Minelli verkleidet die Bühne betrat, wurde es wieder etwas lebhafter. Gemeinsam sangen sie zwei Songs (unter anderem passend dazu, Rufus‘ neue Single „Me and Liza“) und spielten ein wenig auf der Bühne herum, was für eine äusserst willkommene Auflockerung sorgte. Was jedoch der Rocky Balboa-Verschnitt plötzlich auf der Bühne zu suchen hatte, war nicht ganz klar.

Mehr und mehr leerte sich im Verlaufe des Abends der Saal, was man selten erlebt bei bestuhlten Konzerten. Ein paar treue Fans klatschten Rufus dann noch zwei Mal auf die Bühne, um Zugaben zu ergattern. Doch auch diese trösteten nicht über ein langweiliges, anstrengendes Konzert hinweg.

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