Konzert-Review Bruce Springsteen

Das Herz tut mir weh. Nicht, weil ich gestern Abend ein Bierchen zuviel hatte. Nicht, weil ich in der Nacht kaum ein Auge zugetan habe. Auch nicht, weil ich schon wieder im Büro sitze und arbeiten sollte. Es tut mir weh, weil ich jetzt wieder jahrelang warten muss, bis ich Bruce Springsteen live erleben darf. Jeder, der schon einmal an einem Bruce-Konzert war, weiss ganz genau was ich meine. Diese Magie, dieser Charme, diese Lieder, diese Band, dieses Ambiente, diese unvergleichbare Stimmung – Bruce schafft es immer wieder aufs Neue, einen zu verzaubern, schon bald 63-jährig, aber im Geist immer noch ein kleiner Junge, mit Witz und Schalk und viel, viel Charme. Mit einem „Grüezi Zurich“ gehts los und endet nach dreieinhalb Stunden in einem wuchtigen und euphorischen Finale mit einem energiegeladenen Cover von „Twist and Shout“. Der Sänger und seine Band haben nach Jahrzenten auf der Bühne immer noch eine derartige Spielfreude, dass man es kaum fassen kann. Der Sänger sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, läuft zur Menge, lässt sich anfassen, schüttelt Hände, witzelt herum, holt während des Konzertes Frauen auf die Bühne, tanzt mit ihnen. Sogar zwei Kinder holt er einmal zu sich auf die Bühne und lässt sie ins Mikro singen, was für ein grossartiger Moment. Immer wieder holt sich Bruce Pappkartons aus dem Publikum auf denen Songwünsche stehen und erfüllt diese dann.

Nachdem sein langjähriger Freund und grossartiger Saxophonist der Band, Clarence Clemons, 2011 an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist, waren natürlich auch alle gespannt darauf, ob und wie Bruce darauf eingehen würde. Er tat das stilvoll und berührend mit einem Tribut während des Songs „Tenth Avenue Freeze Out“ durch eine Bilderschau auf der Grossleinwand (Video folgt nach dem Review). Ganz ohne Tränen in den Augen der Fans ging das natürlich nicht, aber Bruce schaffte es, mit diesem Tribut der Stimmung keinen Abbruch zu tun. Ganz im Gegenteil, der Zugabeblock holte nocheinmal alles aus der Band und dem Publikum heraus.

Das einzige was ich bemängeln kann: Es hätte ruhig etwas lauter sein dürfen, ansonsten war der Sound super abgemischt, was ja bei Stadionkonzerten verdammt schwierig ist. Und: Er hätte gerne mehr alte Songs spielen dürfen und weniger vom neusten Album. Dann wäre ich zu 200% glücklich gewesen.

Viel zu früh war diese Wahnsinns-Show vorbei. Es kam einem vor als hätte Bruce nur eine halbe Stunde gespielt, als die Bühne dunkel wurde und das Licht im Stadion anging. Es hätte noch die ganze Nacht weitergehen können, von Bruce Springsteen und der E Street Band kriegt man eben nie genug. Merci, Boss, bis zum nächsten Mal!

Setlist:
1. Don’t look back
2. Badlands
3. The Ties That Bind
4. We Take Care of Our Own
5. Wrecking Ball
6. Death To My Hometown
7. My City of Ruins
8. Spirit In The Night
9. Working on a dream (Request)
10. Growin‘ Up (Request)
11. Save My Love (Request)
12. Jack of All Trades
13. Youngstown
14. Johnny 99
15. Workin‘ On The Highway
16. Shackled & Drawn
17. Waiting On a Sunny Day
18. The Promised Land
19. If I should fall behind (Solo piano) (Request)
20. The River
21. The Rising
22. Out In The Street
23. Land Of Hope And Dreams

Encore:
24. We Are Alive
25. Born In The U.S.A.
26. Born To Run
27. Hungry Heart
28. Seven Nights To Rock
29. Dancing In The Dark
30. Tenth Avenue Freeze-Out
31. Twist And Shout

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