Obwohl ich Sophie Hunger bereits live gesehen habe und damals sehr begeistert war, stimmte mich ein eher negatives Review der BaZ dann doch etwas skeptisch für das Konzert in der Kaserne Basel. Unter anderem las man von „Ihre ewige Dauersensibilität nervt“ bis „man blieb unbeeindruckt“. Da ich aber mit den Konzert-Reviews der BaZ sowieso meistens uneinig bin, liess ich mir den Konzertabend davon nicht verderben.
Obwohl wir rund eine Viertelstunde zu spät gekommen sind und gerade noch rechtzeitig zum Hit „Holy Hells“ angekommen waren, wurde man schnell in den Bann gezogen. Sophie Hungers Musik fesselt, egal ob man sie als Fan bereits gut kennt oder noch nie etwas von ihr gehört hat. Eine seltsam beunruhigende und geheimnisvolle Aura umgibt sie und aus ihren Augen spricht ein sensibler Wahnsinn, der ihre Musik überhaupt erst möglich macht. Ihre Sprachgewandheit und ihre Klugheit lässt sie in ihre Lieder einfliessen mit kritischen, aufwühlenden Texten in Deutsch, Englisch, Französisch und Schweizerdeutsch und wechselt zwischen den Sprachen als wäre es das Leichteste der Welt. Ihren klagenden, kehligen Gesang erkennt man unter tausenden von Sängerinnen wieder.
Ich wage zu behaupten, dass Sophie Hunger der beste Schweizer Musikexport ist, den wir überhaupt anzubieten haben und das zeigt sich auch darin, dass sie eine der wenigen ist, die auch international einen vorzeigbaren Erfolg haben. Und es rechtfertigt auch ihre unglaublich ausgedehnte Tournee, die sie im Herbst und Winter 2012 in der Schweiz und umliegenden Ländern unternommen hat, mit zum Teil 3 bis 4 Shows hintereinander!
Das Konzert in der Kaserne war einmal mehr eine tolle musikalische und gesangliche Leistung und Sophie Hunger schaffte es, trotz der beinahe zu grossen Halle, eine gute Verbindung zum Publikum herzustellen und für den einen oder anderen Gänsehautmoment zu sorgen, um kurz darauf wieder in wuchtige Instrumentengewitter auszubrechen.
Zu bemängeln gabs für mich zwei Kleinigkeiten: Die Show kam mir irgendwie zu kurz vor. Ich glaube, sie spielte ungefähr 1 1/2 Stunden (bin mir nicht mehr ganz sicher), aber irgendwie hätte man sich am Schluss doch noch etwas mehr gewünscht und war beinahe enttäuscht, als es schon fertig war.
Dann war es ausserdem eine Schande, dass sie ihren grossartigen Posaunisten Michael Flury nicht mehr dabei hatte. Dieser war auf der letzten Tour ein umwerfendes Highlight. Auch dieses Mal hatte sie einen Bläser am Flügelhorn dabei, aber die pompöse Wirkung von Flury’s Posaunenspiel fehlte einfach, da ein Flügelhorn niemals die Wirkung und Lautstärke einer Posaune erreichen kann – ich fands schade. Aber abgesehen davon hat Sophie Hunger nach wie vor ein grandioses Händchen, wenn’s um die Wahl ihrer Musiker geht. Nichts desto trotz war es ein wunderbarer Konzertabend und auch das nächste Mal werde ich wieder hingehen.
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