Wahrscheinlich war es für die Band genau so verwunderlich, wie für das Publikum, dass NOFX anstatt im grösseren Z7 in Pratteln (bei Basel) plötzlich im Komplex Klub in Zürich auftreten sollten. Seltsam nicht wegen der neuen, schicken und schummrigen Location, seltsam eher wegen der geringen Grösse. NOFX füllen seit Jahren immer wieder grosse Hallen und haben wohl schon lange nicht mehr in einem so kleinen Club gespielt. So bemerkte Frontmann Fat Mike dann auch bald einmal zu Beginn des Konzertes, dass er kaum glauben kann, dass sie für diesen Abend 4000 Tickets verkauft hätten. Ob das ein Scherz war?
Bis auf den letzten Meter gefüllt mit Menschen verwandelte sich der Raum auch bald in eine grosse Sauna. Es war schon nach einer halben Stunde so heiss im Klub, dass es von den Wänden und der Decke tropfte. Das tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch: NOFX rockten mit einem satten, rasanten Sound von der ersten Minute an wie eh und je. Das zu 90 Prozent aus Männern bestehende Publikum ging dementsprechend auch ab wie eine Rakete. Sänger Fat Mike, der bekanntlich nicht unbedingt mit gesanglichen Qualitäten auftrumpft, überzeugte dennoch mit seiner verschrobenen Art von Charme und mit vielen lustigen, aber auch gewöhnungsbedürftigen Zwischenansagen. Schon bei der Begrüssung beschimpfte er nämlich erst einmal ausführlich das Publikum, natürlich mit einer gewohnten Prise Ironie, um sich kurz darauf in eher rassistischer Weise über einen Inder zu amüsieren, der am Bühnenrand stand. Die Sprüche hatten es in sich und wüsste man nicht, dass NOFX die Meister der Selbstironie und des Sarkasmus sind, hätte man es ihnen doch tatsächlich übel nehmen können.
Die Fans schien es nicht zu stören und so rockte, schwitzte und sang man bis kurz nach elf munter weiter, teilweise beinahe bis zur Erschöpfung. Wenn man zwischendurch kurz nach draussen ging, um Luft zu schnappen und sich die Schweissbäche aus dem Gesicht zu wischen, hörte man so manches Stöhnen von Mitleidenden. Hier kam dann doch insgeheim der Wunsch auf, NOFX in einer etwas grösseren Location zu sehen, damit mehr Platz zum Toben gewesen wäre – der hat nämlich etwas gefehlt. Nichts desto trotz, das Konzert war Nostalgie pur und äusserst amüsant. Die Band liess sich immer wieder neue Spässe einfallen, rülpste ungehemmt ins Mikro und forderte sogar das spärlich gesähte, weibliche Publikum auf, ihnen ihre BHs zuzuwerfen – welche die Bandmitglieder dann genüsslich um die eigene Brust schnallten. So kam es, dass Fat Mike und schlussendlich noch zwei weitere Mitglieder in BHs gekleidet das restliche Konzert bestritten, stets begleitet vom frenetischen Jubel, Gesang und Mitgegröhle der Fans.
Alles in allem war es ein gelungener und kurzweiliger Konzertabend ganz im Zeichen des guten alten Punk!
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