Ziemlich genau 2 Jahre ist es her, dass Ezra Furman in Zürich, damals ebenfalls im Bogen F, ein aufwühlendes Konzert gespielt hat, welches noch lange im Gedächtnis geblieben ist. Und nun kehrt er an den gleichen Ort zurück, jedoch mit seinem neuen Album Transangelic Exodus. Seine Musik ist nach wie vor irgendwo angesiedelt im ungezügelten Punkrock der 80er, kombiniert mit einer guten Prise Swing und einer starken Prägung von Singer/Songwritern aus den späten 90ern mit deutlichen Einflüssen von Jeff Buckley oder Elliott Smith. Auf seinem neuen Werk kommt Furman jedoch wesentlich düsterer daher, als man es bisher von dem Ausnahmetalent gewöhnt war. Nicht, dass seine selbstironische, zynische Art verloren gegangen wäre: Die gute Prise Galgenhumor hat er sich bewahrt, und auch in den verschrobenen, schrägen und kratzigen Songs wiederspigelt sich musikalisch eine leicht optimistische, wenngleich destruktive Ader. Dennoch sind die Songs weniger beschwingt und hoffnungsvoll und unmelodiöse Einschübe, wummernde Bässe, dröhnende Gitarrenriffs, teilweise stark reduzierte Instrumentalisation und eigenwillige Zwischenparts geben dem Album insgesamt einen ansteckend melancholischen Rahmen. Enorm spannend sind auch seine Auseinandersetzungen mit neuen Einflüssen und Instrumenten wie zum Beispiel dem energiegeladenen Bläser-Part im Song „No Place“ oder seiner Reduktion auf nur drei Akkorde in „Love You So Bad“.
Ezra Furman kann und muss sich das erlauben. Gerade diese sperrige Art macht seine Musik und seine Person zu diesem stimmigen Gesamtkunstwerk, das man so sehr schätzt. Man hat auch das Gefühl, das er mit seiner Musik jetzt endlich da angekommen ist, wo er hinwollte und was er ausstrahlen möchte. Ja, Furman hat es nicht einfach in seinem Leben als Transgender und ja, man hat Mitleid mit dem Burschen, der nicht weiss und wahrscheinlich niemals wissen wird, wo sein Platz in dieser Welt ist. Aber umso mehr schätzt man den unglaublich berührenden, mitreissenden und vielseitigen musikalischen Output dieses innerlich so zerrissenen Künstlers. Furmans Texte setzen sich mit dem tiefsten Innern seiner Seele auseinander sowie seinen Beobachtungen aus dem unmittelbaren Umfeld und dem Weltgeschehen. Keine 08/15-Songs also, keine Themen wie glückliches Verliebtsein und erst recht kein Friede, Freude, Eierkuchen – aber hochstehende, spannende, vielseitige und beeindruckende Musik von einem Künstler, der die Aufmerksamkeit der ganzen Welt verdient hätte.
Wer sich dieser musikalischen Reise durch das düstere Innenleben Furmans stellen möchte, was man nur wärmstens empfehlen kann, dann hat man in Bälde in Zürich die Möglichkeit dazu. Ezra Furman spielt am 4. Juni im Bogen F in Zürich, Tickets gibt es via Starticket.
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